Aus die Maut

Aus die Maut oder: Warum man für das Deutsche Eck momentan keinesfalls Geld verlangen kann.

Viel Auto gefahren wird also wieder an diesem Wochenende. Noch mehr als sonst. Hunderttausende fahren in die Steiermark, um andere beim Autofahren anzufeuern. Wenn die Zuschauer dann nach dem Formel-1-Rennen selbst einmal ungestraft schnell fahren wollen, müssen sie immer noch über die Grenze nach Deutschland. Dort gilt noch die zweifelhafte Devise „freie Fahrt für freie Bürger“. Und das ganz ohne dafür zu bezahlen. Bisher zumindest.

Offenbar auch bis auf Weiteres nicht. Die Einführung der deutschen Autobahnmaut, die ja alle bis auf die Deutschen zahlen sollen, wurde diese Woche wegen Bedenken in Brüssel verschoben. Dabei spricht grundsätzlich gar nichts dagegen, dass auch Deutschland für die Benützung seiner Autobahnen Geld verlangt. Wenn man das EU-rechtlich ordentlich hinbekommt. Italien macht das schon immer, und wir sagen halt Vignette, wenn wir – vor allem auch von unseren deutschen Nachbarn – Geld für die Benützung unserer Straßen verlangen.

Ob die Deutschen jetzt ihre Maut auf Umwegen wieder zurückbekommen, sollte uns eigentlich auch egal sein. Für uns wird es ja nicht billiger, wenn sie auch zahlen müssen. Was uns aber nicht egal sein sollte, ist der Zustand der deutschen Autobahnen. Vor allem jener Teil, den wir Österreicher brauchen, um auf dem kürzesten Weg in den Westen unseres Landes zu gelangen, ist seit Jahren total am Ende. Das Deutsche Eck, also die Autobahn zwischen Salzburg und Kufstein, hat nicht einmal das Prädikat „Bundesstraße“ verdient. Es ist eine zu schmale, meist kaum zweispurige Straße ohne Pannenstreifen. Dort gibt es trotzdem einzelne Abschnitte ohne Geschwindigkeitsbeschränkung.

Kaum hat man die deutsch-österreichische Grenze bei Kufstein passiert, wird die Autobahn vierspurig. Dafür darf man nur noch hundert fahren. Immissionsschutzgesetz Luft. Im Deutschen Eck ist nicht nur der Straßenzustand indiskutabel (das Laptop-Lederhosen-Vorzeige-Bundesland Bayern sollte sich etwas schämen). Sondern auch die Raststätten sind so übel, dass man nur hofft, ja nicht stehen bleiben zu müssen.

Wir könnten uns also darauf einigen: Die Bayern bringen ihre Autobahn im Deutschen Eck in Ordnung, dann zahlen wir auch dafür. Einverstanden?

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2015)

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