Währungsphantomschmerzfrei

Währungsphantomschmerzfrei oder: Warum inzwischen niemand mehr in Schilling umrechnet. Oder in Drachmen.

Drachmen, wir hören nur mehr Drachmen. Und müssen auch gleich an Lire denken, und Pesetas und den Franc. Und die Urlaubsreisen unserer Kindheit. Dann aber gleich an die D-Mark und – schluchz – natürlich, wir haben es die längste Zeit verdrängt, an den Schilling. Sieben Schilling hat man gebraucht, um eine deutsche Mark zu bekommen. Das wissen wir heute noch, wenn wir nachts aufgeweckt werden (was öfter passiert, nur fragt uns nie jemand all die Dinge, die es angeblich zu wissen gilt, wenn man mitten in der Nacht aufgeweckt wird).

Und dann gibt es da natürlich noch unser Konvertierungs-PI: 13,76. Der Umrechnungskurs in den Euro, seit der Einführung am 1.Jänner 1999. Mehr als 16 Jahre ist das also her und die Schilling-Phantomschmerzen haben sich inzwischen endgültig gelegt. Man trifft heute kaum mehr jemanden, der Euro in Schillinge umrechnet, wenn er wissen will, wie viel etwas „wirklich“ kostet. Was man noch ab und zu hört, sind etwa nach einem Kinobesuch mit Familie Sätze wie „Das wäre früher ein glatter Tausender gewesen.“

Aber auch wenn der Schilling niemandem mehr abgeht, die Beziehung zu unserem Geld, dem Euro, ist eine sehr geschäftsmäßige geblieben. Man zahlt damit, man verdient ihn gern, man überzieht damit mitunter sogar ungeniert sein Konto, tut das alles aber ohne besondere Emotion. Solange der Euro nur hart bleibt, ist auch niemand persönlich gekränkt, wenn etwa die Griechen keinen Euro mehr verwenden wollen. Das nimmt niemand den Griechen persönlich übel. Im Gegenteil: Der Urlaub wird auch wieder abwechslungsreicher. Sie wissen schon, Wechselstuben und so. Für einen Schilling bekam man zuletzt übrigens 24,76 Drachmen (und immerhin 140,71 italienische Lire).

Aber das mit den Drachmen scheint ja ohnedies vom Tisch zu sein. Was so ein absurdes Referendum nicht alles bewirken kann. Junge Männer in Österreicher können davon übrigens auch ein Lied singen, wenn sie sich bei der Musterung treffen.

Der große Omar Sharif ist in Kairo gestorben, das hat bei manchem die Reaktion „Was, der hat noch gelebt?“ ausgelöst. Dann muss man noch ein zweites Mal traurig sein.

In Kairo zahlt man übrigens mit Ägyptischen Pfund. Für 8,74 bekommt man einen Euro.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2015)

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