Das "Notting Hill"-Problem

Das "Notting Hill"-Problem oder: Warum berühmt, reich und schön auch nicht immer nur Vorteile hat.

Jennifer Lawrence ist unglücklich. Diesmal nicht darüber, dass sie weniger Geld verdient als ihre männlichen Schauspielerkollegen. Sondern dass es schwierig für sie ist, einen Mann zu finden. „Niemand lädt mich zu einem Rendezvous ein. Ich bin jeden Samstagabend einsam. Typen sind so mies zu mir“, sagte die Hauptdarstellerin von „Die Tribute von Panem“ jüngst der „Vogue“.

„Mies“, weil potenzielle Partner versuchen, ihr gegenüber besonders dominant aufzutreten, um nicht automatisch unterlegen zu sein, beklagt die US-Schauspielerin. Um ein unbefangenes Kennenlernen möglich zu machen, müsste sie sich mit jemandem treffen, der die vergangenen fünf Jahre im Irak gewesen sei und keine Ahnung habe, wer Jennifer Lawrence sei, sagte sie außerdem.

Abgesehen davon, dass man keineswegs sicher sein kann, dass „Die Tribute von Panem“ nicht auch im Irak ihr Publikum haben, und wir hoffen, Lawrence wünscht sich keinen Veteranen, ist das Problem ja spätestens seit der Komödie „Notting Hill“ aus dem Jahr 1999 bekannt: Eine weibliche Berühmtheit hat es angeblich besonders schwer, einen Partner zu finden. In dem Film spielt Julia Roberts einen Hollywood-Star, in den sich ein englischer Buchhändler (Hugh Grant) verliebt hat. Und erzählt, warum diese Liebe keine Chance hat. Natürlich mit Happy End.

Der Wunsch von Prominenten, für die Partnersuche ein „Normalo“ sein zu können, um um seiner selbst Willen geliebt zu werden, ist verständlich. Dennoch gibt es da die Dieter-Bohlen-Logik, der auf die Frage, ob es ihn nicht störe, dass seine jungen Freundinnen nur mit zusammen seien, weil er Dieter Bohlen sei, gesagt hat: „Warum? Ich bin ja Dieter Bohlen!“

Von Robbie Williams ist folgende Geschichte überliefert: Er traf sich in den USA, wo er ja nahezu unbekannt ist, mit einer Frau, die ihn nach seinem Beruf fragte. Er antwortete, er sei Sänger. Erst als sie bei ihm zu Hause eine DVD mit einem Auftritt im ausverkauften Wembley-Stadion sah, war ihr klar, mit welchem Kaliber sie sich da befreundet hatte. Auch Thomas Gottschalk hat immer in den USA gelebt, weil ihn dort im Gegensatz zu Deutschland kein Mensch auf der Straße erkannt hat.

Übrigens: Ein Ausweg bleibt Lawrence immer noch. Einen Kollegen daten.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2015)

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