Unter Präsidenten

Unter Präsidenten oder: Warum Landeshauptmann-Stellvertreterin der schönste Job der Welt ist.

Präsidenten, wohin man auch schaut. Also in Österreich sowieso, da lächelt von jeder Plakatwand ein potenzieller Präsident herunter. Dabei wissen wir ja seit Kurzem von der ehemaligen Innenministerin, was eigentlich die schönste Aufgabe der Welt ist: Stellvertreterin des niederösterreichischen Landeshauptmanns nämlich. Noch schöner als Landeshauptmann selbst. Und dass Bundespräsident weniger schön ist als niederösterreichischer Landeshauptmann, wissen wir spätestens seit Jahresbeginn. Sonst hätte ja sicherlich der niederösterreichische Landeshauptmann selbst . . .

Der neue Innenminister ist gleichzeitig auch irgendwie niederösterreichischer Außenminister, weil er sich außerhalb von Niederösterreich befindet. Das ist höchstens die viertschönste Aufgabe (die ersten drei Plätze sind ja schon vergeben), gleichzeitig aber der härteste Job der Republik. Sagt die ehemalige Innenministerin, die das ja wissen muss.

Zurück zu den Präsidenten: Der russische und der türkische machen dauernd Scherereien. Der russische Amtsträger liest deutsche Zeitungen und ist unzufrieden. Zufrieden ist er nur, wenn Delegationen aus Österreich zu Besuch kommen, in vertraulichen Gesprächen hört er viel Erfreuliches. Sein türkischer Landsmann schaut deutsches Fernsehen und muss sich ziemlich giften.

Und wenn man sich in Moskau oder Ankara über Medien ärgert, greift man zum Hörer, und dann muss etwas passieren. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, versteht man die Welt nicht mehr, wenn nichts passiert. Immerhin gibt es inzwischen eine Lücke in der Mediathek. Dass man im Netz nichts löschen kann, hat sich offenbar noch nicht abschließend herumgesprochen.

Ein Loch in der ORF-Mediathek würde sich wohl zumindest ein Kandidat des neuen Speed-Debating-Formats zur Bundespräsidentschaftswahl wünschen. Im Fußball gibt es den Terminus vercoacht, wenn ein Trainer seine Spieler mit einer falschen Taktik in die Niederlage schickt. Der Spindoktor aus der Löwelstraße hat jedenfalls die falschen Fragen an den falschen Stellen stellen lassen. Man konnte fast Mitleid haben.

Nächsten Sonntag jedenfalls wissen wir dann mehr. Und die wirklich schönen Aufgaben werden dann 2018 vergeben. Erraten, da wird in Niederösterreich gewählt.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2016)

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