Wir haben verstanden

Wir haben verstanden oder: Warum die Koalition das iPhone überleben wird. Und den Kühlschrank.

Diese Woche war wieder einmal Zeitenwende angesagt. Die iPhone-Ära sei zu Ende, hieß es da in verschiedenen Schlagzeilen angesichts erstmals gegenüber dem Vorjahr sinkenden Verkaufszahlen des Kult-Smartphones. Nun ist das schon ein wenig so, als würde man sagen, die Ära des Kühlschranks oder die Ära des Staubsaugers sei vorüber, weil schon in jeder Küche bzw. in jedem Abstellraum mindestens einer steht.

Wahr ist doch vielmehr, dass kaum ein Produkt unsere Epoche so geprägt und unsere Lebensgewohnheiten mehr geändert hat als der tragbare Universalpocketcomputer aus dem Apfel-Haus. Und egal, welchen Hersteller man da letztlich für sein Smartphone bevorzugt, letztlich sind es alles iPhones, die da unseren Alltag auf Schritt und Tritt begleiten.

Im Gegensatz zum iPhone, dessen Frist angeblich abgelaufen ist, wird die Regierung diesen Sonntag in der gleichen Zusammensetzung begehen wie den vergangenen. Erstaunlicherweise. Das ist also die Bedeutung des Satzes „Wir haben verstanden“. Alles bleibt, wie es ist. Gewählt ist gewählt. Und Regierungskandidat ist ohnehin keiner in der Stichwahl. Das wäre übrigens die ultimative paradoxe Intervention: Werner Faymann und Reinhold Mitterlehner treten zurück und machen Platz für Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol. Mit 11,3 zu 11,1 Prozent kann man sich auf Augenhöhe begegnen. Und den nächsten Bundespräsidenten kennt man aus dem Wahlkampf gut, das sollte für eine reibungslose Angelobung reichen. Diesen politischen Coup hätte jedenfalls niemand auf der Rechnung gehabt.

In dieser Woche ist übrigens weitgehend unbemerkt ein Mann gestorben, den fast jeder im deutschsprachigen Raum mit geschlossenen Augen erkannt hat: Arne Elsholtz. Der Schauspieler war die deutsche Synchronstimme von Tom Hanks, Bill Murray und Jeff Goldblum. Vor allem die Rollen von Hanks, der es übrigens geschafft hat wie kein anderer Hollywood-Star seit „Splash“ 1984, nie aus dem Geschäft zu kommen, haben Elsholtz' Stimme in das kollektive Bewusstsein eingebrannt. Nicht nur Elsholtz ist gestorben, sondern durch die vielen Originalversionen, die jederzeit verfügbar sind, stirbt auch der Synchronsprecher als fixe Bezugsgröße langsam aus.

Dafür wird die Regierung das iPhone überleben. Und den Kühlschrank. Mindestens.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.05.2016)

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