Kasweiß für Rot-Weiß-Rot

Kasweiß für Rot-Weiß-Rot oder: Warum sich die Innenpolitik ihr rares Feuerwerk besser eingeteilt hätte.

Ab morgen müssen wir uns etwas Neues überlegen. Die Fußballmeisterschaften in Europa sind allesamt zu Ende gegangen, und auch der Bundespräsidentschaftswahlkampf ist (nun endlich) vorbei. Und statt, dass sich die SPÖ ihren Kanzlerwechsel für die Wartezeit auf den Beginn der Fußball-Europameisterschaften aufgehoben hätte, wurde alles in die vergangene Woche gestopft und auf einmal verpulvert: Wahlkampfendspurt mit Fernsehduellblutwiese, Rücktritt des Bundeskanzlers nach fast acht Jahren, Rücktritt des SPÖ-Vorsitzenden nach fast acht Jahren, Kür des neuen Bundeskanzlers und künftigen SPÖ-Chefs, Austausch der halben Ministerriege, Angelobung der neuen Regierung, Ratlosigkeit in der ÖVP (gut, das geht auch nach dieser Woche noch weiter).

Das ist natürlich auch in Hinblick auf die viel beschworene Politikverdrossenheit, die sich eigentlich nicht belegen lässt, wenn man sich die Hysterie um den neuen Bundesbahnkanzler und die beiden Hofburg-Aspiranten so anschaut, sehr unklug: Da wäre es doch viel besser, sich die Höhepunkte ein bisschen einzuteilen. Einmal die Woche Ministerrat ist schon etwas mager.

Besonders ärgern dürfte sich übrigens der frühere Sozialminister und SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer. Einerseits hat sein schlechtes Abschneiden bei der Hofburg-Wahl den ganzen Schlamassel erst ausgelöst. Andererseits wäre Hundstorfer, hätte er nicht kandidiert, als Sozialminister sicher Teil des Teams des neuen Bundeskanzlers gewesen. Andererseits könnte man auch sagen, hätte Hundstorfer die Wahl nicht verloren, dann wäre noch Werner Faymann im Amt. Das Opfer hat sich also jedenfalls ausgezahlt.

Fragt sich trotzdem, was wir jetzt tun sollen mit diesem angebrochenen Mai, in dem es bis zu diesem Wochenende noch keinen einzigen Badetag gegeben hat. Und ausgerechnet heute müssen wir wählen und Hochrechnung schauen. Das schlechte Wetter im Wonnemonat Mai kommt nämlich gerade heuer besonders ungünstig: weil wir ab 10. Juni, wenn dann die Fußball-EM in Frankreich beginnt, kaum mehr zum Baden kommen werden. Dann wird es zwar schönes Wetter geben, aber wir werden den ganzen Tag drinnen vor dem Fernseher sitzen. Kasweiß für Rot-Weiß-Rot.

Aber heute gehen wir jedenfalls noch kurz raus: wählen!

florian.asamer@diepresse.com

(Print-Ausgabe, 22.05.2016)

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