Der Frühstücksdirektor isst keinen Clown

Der Frühstücksdirektor isst keinen Clown oder: Warum weder Nichtstun noch Zu-viel-Wollen gut ankommt. Nicht einmal im Mai.

Der Frühstücksdirektor hat, anders als man annehmen würde, wirklich kein leichtes Leben. Tut er, wozu er da ist, also frühstücken, mittag- und abendessen, wird ihm gern vorgeworfen, genau das und nur das zu tun. Und hinter gar nicht so vorgehaltener Hand macht man sich lustig und diskutiert die Abschaffung seines Postens. Gibt er sich aber dann einen Ruck und kündigt an, in Hinkunft nach einem raschen Latte-to-go und einem Croissant in der Dienstlimo sich den ganzen Tag ordentlich operativ einbringen zu wollen, ist es auch wieder nicht recht. Und so diskutieren wir nach dem Wahl- und Wechsel-Mai, ob der Bundespräsident nicht lieber auch gar nicht mehr sein darf, als das, was er immer war.

Interessant, dass auch der Neue gern weniger dürfen können möchte, zu sehr steckt ihm offenbar noch der Schreck in den Gliedern, dass der andere, der auch gern Frühstücksdirektor geworden wäre, aber dann eher keinen Clown frühstückt, gern den Chef hätte raushängen lassen. Ein zentrales Wahlversprechen, nämlich den Chef vom Möchtegernchef als Kanzler nach Kräften zu verhindern, wäre freilich mit einer ordentlichen Machtreduktion auch nicht mehr möglich. Der andere Neue vom Mai (immerhin dieses Versprechen hat er ja gehalten, der Wonnemonat, wenn schon keine Sonne) setzt nun das Wahlversprechen seines Vorgängers um: Genug gestritten! Was sich zwar alle wünschen würden, allerdings wird da eine Klitzekleinigkeit vergessen. Die Partner wollen in den wichtigen Punkten oft das Gegenteil. Daher kam nämlich das Gestreite und nicht nur aus der puren Lust daran.

Doch der Kalender spielt ohendies für die Regierung. Große Ferien gibt's nämlich auch für die Große Koalition (für dieses Wortspiel vergessen wir kurz einmal die gemeinsamen 22 Prozent). Der von der Opposition hat auch im Blaumachen seine größte Stärke, und bis da wieder alle so richtig ins Arbeiten kommen, bei einem Arbeitsfrühstück mit dem Neuen in der Hofburg zum Beispiel, vergeht schon noch eine Zeit. Und sollten bis dahin David Alaba und seine zehn Freunde nicht in der EM-Vorrunde gegen Island ausscheiden (das liegt ja nicht so weit von diesen Inseln mit F entfernt), könnte die Stimmung im Land sich auch noch einmal signifikant verbessern. Wir können allerdings nicht viel mehr tun als ein Frühstücksdirektor: zuschauen und Daumen drücken!

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2016)

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