Blame it on the Kühlkette

Warum die Türkei ausnahmsweise einmal beispielgebend ist.

Es war also die Kühlkette, die unterbrochen war. Diesmal hat das aber nicht serienweise beanstandete Fleischprodukte zur Folge, wie bei den üblichen Stichproben von Konsumentenschützern in Supermarktkühlregalen, sondern nicht mehr ordentlich klebende Briefwahlkuverts für die Bundespräsidentenstichwahl. Man hätte diese bei den herrschenden Temperaturen offenbar nicht im überhitzten Laster transportieren dürfen. Oder vielleicht war es ja auch ganz etwas anderes. Wir haben jedenfalls momentan nicht einmal mehr eine Wahl. Und permanenter Wahlkampf ohne bevorstehenden Wahltermin gehört ja durchaus zum politischen Repertoire.

Wenn die Verschiebung der Stichwahl tatsächlich auf den 27. November fällt, dürfen wir die erste Kerze am Adventkranz anzünden und dann einmal schauen, ob genug Wahlbeisitzer gefunden werden können. Könnte übrigens gut sein, dass Alexander Van der Bellen sein nikolausiger Touch bei einer Adventwahl Vorteile bringt. Passt doch recht gut zur besinnlichen Stimmung vor dem Heiligen Abend. Während Norbert Hofer mehr der Typ ist, der bei einer Wahl im ausgehenden Altweibersommer wohl voll in seinem Element gewesen wäre. Gerade weil seine Anhänger vornehmlich männlich sind. Wird interessant, wer bei einer weiteren Verschiebung Richtung Energieferien die Nase vorn hätte. Der Tiroler oder der Burgenländer.

Apropos Energieferien: Um Energie zu sparen, mussten nicht nur die Semesterferien herhalten, sondern auch unsere wertvolle Zeit. Seither müssen wir nicht nur im Februar Ski fahren, sondern auch zweimal im Jahr an der Uhr herumdrehen. Chaos im Biorhythmus inbegriffen. Die Türkei, die momentan sonst eher nicht immer die allerbesten Ideen verfolgt, hat nun endlich Schluss mit dem Umgestelle gemacht. Die Türkei bleibt ab sofort bei der Sommerzeit und dreht im Oktober die Uhren nicht mehr in Richtung Winterzeit. Sie ist ab Herbst damit der Zeit in Europa um eine weitere Stunde voraus. Also nur was die Uhrzeit angeht. Aber in diesem Fall könnte man sich an dem Erdoğan-Staat ausnahmsweise einmal ein Beispiel nehmen.

Doch vorher gilt unsere Kraft der ordnungsgemäßen Organisation und Abwicklung der Stichwahl ums Bundespräsidentenamt. Vor der nächsten Sommerzeit sollten wir das schon noch hinbekommen.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2016)

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