Von den Socken

Von den Socken oder: Warum gerade bei einem Kleidungsstück die Sorgfaltspflicht endet.

Die Schachweltmeisterschaft, die diese Woche nach einem nervenzerfetzenden Schnellschachfinale mit einem Sieg des norwegischen Titelverteidigers zu Ende gegangen ist, hat unter anderem auch ein kurzes Schlaglicht auf ein oft vernachlässigtes Kleidungsstück geworfen. Bei der Siegerpressekonferenz wurde Weltmeister Magnus Carlsen von einem Journalisten gefragt, warum er während der entscheidenden Partien ziemlich unmögliche Sportsocken mit dem Logo der amerikanischen Basketballliga NBA getragen habe. Carlsen lachte und meinte sinngemäß, er habe vor dem Finale andere Prioritäten gehabt, als über Auswahl seiner Strümpfe länger nachzudenken.

Damit dürfte er nicht allein dastehen. Während die Kleidung nicht nur bei Events, die im öffentlichen Fokus stehen, immer wichtiger wird, werden die Socken von jeher eher stiefmütterlich behandelt. Müsste man auf dem roten Teppich bei der Oscar-Verleihung die Schuhe ausziehen, fände sich wohl so manches (ungleiches) Sockenpaar mit Loch zum Smoking.

Ob auch bei der Angelobung von Präsidenten die Socken löchrig sind, können wir nur mutmaßen. Im neuen Jahr sollten jedenfalls sowohl Österreich als auch die USA neue Staatsoberhäupter bekommen. Wir in Österreich haben uns unseren Präsidenten jedenfalls schwer verdienen müssen.

In den USA steht seit Ende der Woche zumindest mit dem Viersternegeneral James Mattis der neue Verteidigungsminister fest: Ob einem sein Spitzname „Mad Dog“ oder „Warrior Monk“ lieber ist, kann man sich aussuchen. Wobei natürlich die Variante „Mad Monk“ mit Abstand am besten, aber vielleicht eine Spur weniger gefährlich klingt (hätte auch als Bandname einiges Potenzial), „Warrior Dog“ wäre wiederum recht nahe an Kampfhund. Apropos Präsident: Der Verzicht von François Hollande auf eine neuerliche Kandidatur für das Amt des französischen Staatspräsidenten als erster amtierender französischer Präsident könnte man als Beleg dafür nehmen, dass rund um eine Präsidentenwahl derzeit ziemlich viel Merkwürdiges passiert. Vielleicht könnte Dominique Strauss-Kahn die Gunst der (Trump)-Stunde nützen und für die Sozialisten als Kandidat antreten.

Ob die Socken Löcher haben, überprüft schließlich eh niemand.

florian.asamer@diepresse.com

(Print-Ausgabe, 04.12.2016)

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