Zwischen Dschungel und Washington

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Oder: Was man in Fernsehshows und bei Angelobungen lernen kann.

Über das Dschungelcamp haben wir heuer noch gar nicht geredet. Ja, natürlich hat das seine beste Zeit schon länger hinter sich. Die Feuilletons beschäftigen sich längst nur mehr pflichtschuldig und nicht mehr enthusiastisch damit. Andererseits: Auch Woody Allen war schon besser, und trotzdem ist es jedenfalls eine Kinokarte wert, wenn er wieder einen Film gemacht hat.

Aber aus dem, was im deutschsprachigen Fernsehen so läuft, sticht die Realityshow im Freiluftstudio mit australischer Flora und Fauna immer noch heraus. Aufwendig produziert, sorgfältig gecastet, liebevoll geschrieben, das kann man von den wenigsten TV-Produktionen sagen. Und Daniel Hartwich, der Nachfolger des so tragisch früh verstorbenen Dirk Bach, ist inzwischen fast so etwas wie die Idealbesetzung neben Sonja Zietlow. Auch wenn die aktuelle Folge nur Durchschnitt ist, kann man dort alles lernen, was man über das Leben so wissen muss: Der Mensch braucht untertags etwas zu tun, ein trockenes Plätzchen zum Schlafen, genug zu essen und ein paar Menschen rundherum, die lieb zu ihm sind. Das klingt nach gar nicht so viel. Fehlt aber etwas davon, wird es schwierig.

Donald Trump übrigens hätte unter anderen Umständen (gefallener Unternehmer mit ausgeprägtem Hang zur Kamera) durchaus im Dschungelcamp landen können, so ist es eben das Weiße Haus geworden. Bei seinem Eintreffen im Weißen Haus (noch vor der Angelobung) wurde Trump am Eingang des Amtssitzes mit seiner Frau vom Ehepaar Obama empfangen. Melania Trump überreichte dabei Michelle Obama ein Gastgeschenk (ein türkisfarbenes Packerl), das dann wie bei einem Loriot-Sketch herumgereicht wurde (Michelle versuchte es vergeblich, einem der Sicherheitsleute anzuhängen), bis schließlich Barack Obama kurz ins Weiße Haus gehen musste, um es dort irgendwo abzulegen.

Übrigens: Donald Trump ist mit seinen 70 Jahren älter als seine drei unmittelbaren Vorgänger. Barack Obama ist 55Jahre alt, George W. Bush ist der gleiche Jahrgang (1946) wie Trump, allerdings einen Monat jünger, auch Bill Clinton, der immerhin schon 16 Jahre in Politpension verbracht hat, ist zwei Monate jünger als der 45. Präsident der Vereinigten Staaten. Da bekommt Generationswechsel eine ganz neue Bedeutung. Und nach der Angelobung schauen wir weiter Dschungelcamp.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2017)

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