Warum wir granteln, mauern, schlecht kicken und nicht in Opposition wollen

Ziemlicher Mist diese Woche. Seit es nur mehr Bewegungen gibt, sind alle total parteiisch. Oder es wird ihnen zumindest unterstellt.

Kein Wunder, dass der eine oder andere da grantig wird. Aber der Reihe nach: Laut einer Studie, zu der in Österreich lebende Ausländer befragt wurden, sind die Österreicher wahnsinnig unfreundlich. Wir wundern uns. Nicht über diesen Befund, sondern über die Aufregung darüber. Weil der sprichwörtliche österreichische Grant, nur hie und da von ebensolchem Charme überspielt (immer dann, wenn irgendjemand irgendetwas will), gilt doch als Markenzeichen wie Lipizzaner, Mozartkugel und Eurofighter. Oder wie immer dieser legendäre Vergleich genau gelautet hat.

Und die Laune wird auch nicht gerade besser, wenn wieder eine Fußballweltmeisterschaft ohne österreichische Beteiligung stattfindet. Der Expat Marcel Koller wäre übrigens ein idealer Proband für die nächste Studie über unsere Mentalität: Soll sich nur niemand wundern, wenn das Ergebnis wieder nicht so positiv ausfällt, wie wir das gern hätten.

Eine weitere Binsenweisheit: Bauvorhaben in Wien und Umgebung laufen niemals glatt (Heumarkt, Begegnungszonen, Skylink, Semmeringbasistunnel, Museumsquartier samt Leseturm etc.), deshalb hätte sich niemand erwarten dürfen, kniehohes Mauern auf dem Ballhausplatz könnte brösellos möglich ist. Dass sich allerdings nicht einmal der Auftraggeber zweifelsfrei eruieren lässt, ist doch einigermaßen neu.

Nicht so neu ist der Sager, wonach die Opposition „Mist“ sei, also nicht die Parteien, die in Opposition sind, sondern der Zustand des Nichtregierens. Das hat nämlich der ehemalige SPD-Chef Franz Müntefering schon vor vielen Jahren festgestellt. Dass ihm das der burgenländische SPÖ-Chef nun nachplappert, ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Mist klingt für einen Ostösterreicher, der sich so besonders bemüht, nahe an der Bevölkerung zu sein, wenig authentisch (am dortigen Stammtisch würde der Landeshauptmann doch eher das Sch-Wort mit lang gezogenem Vokal verwenden). Zweitens zeigt die FPÖ, wie gut Nichtregieren für eine Partei sein kann – und Regieren nicht. Und außerdem ist gerade die SPÖ ein Beispiel dafür, wie gut Opposition tun kann. Alfred Gusenbauer gewann 2006 aus der Opposition die Wahl und löste Wolfgang Schüssel als Bundeskanzler ab.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2017)

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