Wenn Wien Modestadt spielt: Wo sind die Big Player?

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In Wien ist wieder Fashion Week. Mit dabei: Ingried Brugger, Madonnas Bruder und Werner Schreyers Sohn - aber keine großen Labels. Veranstalterinnen der MQ Vienna Fashion Week rechnen mit bis zu 100 Einkäufern.

Seit Dienstagabend ist in Wien wieder Modewoche. Gleich vorweg: Bis sich Anna Wintour hierher verirrt, wird es noch dauern. Gäste wie auf der New Yorker Fashion Week, die noch bis morgen über die Bühne geht, darf man sich in der heimischen Front Row nicht ganz erwarten. Statt Google-Mitbegründer Sergey Brin, Jessica Chastain, Alicia Keys oder Michael Stipe, allesamt in New York gesehen, wurden für die gestrige Eröffnung Jeanette Biedermann, Missy May, Martina Kaiser oder Reinhard Jesionek erwartet. Auch „Zweitfrau" Diana Lueger, Brigitte Neumeister oder Fotografin Inge Prader standen auf der Gästeliste für die Eröffnung im Fashion-Zelt vor dem Museumsquartier, das ein kleines Stück (auf 700 Plätze) gewachsen ist.

Immerhin gibt es hier wie da Quereinsteiger. Was in New York (die inzwischen etablierte) Victoria Beckham, Katie Holmes oder Avril Lavigne, ist hierzulande Ingried Brugger. Im vergangenen November hatte die Direktorin des Bank Austria Kunstforums bei einer eigenen Modenschau ihre erste Kollektion „Rosenschwarz" präsentiert. Mit ihrer zweiten, „Tulpenschwarz", wagt sie sich nun ganz in die Öffentlichkeit, eigene After-Show-Party in der Urania-Bar inklusive.

Ansonsten kann die Wiener Modewoche zumindest mit Verwandten der Stars aufwarten. Madonnas Bruder, Christopher Ciccone, wird ebenso erwartet wie Werner Schreyers 17-jähriger Sohn, Marlon Schreyer-Dupuy. Ersterer präsentiert seine Schuhkollektion, Letzterer tritt in die Fußstapfen des Herrn Papa und läuft, wie es im Modesprech so schön heißt, für Shakkei.

Big Names fehlen einfach

So gesehen hat die Gästeliste auch etwas mit der Liste der Modelabels gemein. Jene Stars nämlich, die sich international einen Namen gemacht haben, die fehlen beim Wiener Modezirkus im Bierzelt vor dem Museumsquartier. Gut, viele gibt es davon in Wien ohnehin nicht, aber die wenigen würden einer heimischen Modewoche wohl gut tun: etwa Ute Ploier, Petar Petrov, Lena Hoschek oder Schella Kann. „Die Wiener Big Names fehlen einfach, die würden der Fashion Week aber mehr Prestige bringen. Außerdem fehlt es an Geld, um das Ganze international zu bewerben", sagt dazu Modehistorikerin Gerda Buxbaum, die zehn Jahre die Modeschule Wien/Hetzendorf leitete. Ein Sponsor, der groß genug ist, um auch Namensgeber zu werden - wie ihn etwa die Berliner und New Yorker Modewoche mit Mercedes Benz hat -, wäre da ideal. Immerhin konnte die Wiener Modewoche den Autohersteller heuer als Partner gewinnen.

Die üblichen Verdächtigen

Die Liste der in Wien präsentierenden Designer - egal, ob im Fashion-Zelt bei der Modeschau, im B2B-Bereich oder bei der öffentlich zugänglichen Verkaufsmesse - liest sich, wenn auch nicht jedes Jahr komplett gleich, aber doch ähnlich. Die üblichen (Wiener) Verdächtigen - Michel Mayer, Elfenkleid, Callisti, Marcel Ostertag, Pitour oder Tiberius - tauchen dann doch immer wieder auf. Wenn dann auch noch dieselben Designer bei dem „Summer of Fashion" genannten Modeschwerpunkt im Museumsquartier präsentierten, um ein paar Wochen später ebendiese Kollektionen für die Fashion Week erneut aus dem Fundus zu zaubern, wirkt das schnell einmal provinziell. Ein bisschen mehr hat die „Modestadt" Wien dann doch noch zu bieten.

Schwache Wirkung der Modewoche

Die Veranstalterinnen der MQ Vienna Fashion Week rechnen heuer mit bis zu 100 Einkäufern - 40 Prozent davon aus dem Ausland, etwa London, Hamburg oder Paris. Zum großen Geschäft oder internationalen Durchbruch verhilft die Fashion Week aber doch selten. Deutlich wird das etwa dann, wenn heimische Labels Geld und Arbeit lieber woanders investieren. So ist etwa das Label Superated heuer nicht mehr dabei. Allerdings nicht, weil man von der Fashion Week wenig hält, sondern aus terminlichen Gründen. Die Präsentation Ende September in Paris hat eben Vorrang. „Das geht sich zeitlich einfach nicht aus. Und wenn man international verkaufen will, ist Wien nicht wichtig", sagt Christian Moser, der gemeinsam mit Peter Holzinger hinter dem Label steht. Wobei er nicht ausschließt, in den nächsten Jahren wieder dabei zu sein. Allerdings mehr aus patriotischen Gründen als aus geschäftlichen.

Oder wie es Modeexpertin Gerda Buxbaum ausdrückt. Auf die Frage, wie wichtig so etwas wie eine Modewoche für die heimische Szene sei, meint sie: „Meine ehrliche Meinung? Ich glaube, dass die Store-Eröffnungen von Vivienne Westwood und COS in Wien mehr Wirkung haben."

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