Settimana della moda: Stars im Stau und große Gesten

Wandmalerische Mode bei Prada.
Wandmalerische Mode bei Prada.(c) EPA (DANIEL DAL ZENNARO)
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Mailand rüstet sich für die Expo 2015 – Auswirkungen könnte dies auch auf die Modewelt haben. In der Hauptsache wurde aber Frühlingsmode für nächstes Jahr gezeigt.

Mailand. Die Italiener sind stolz auf ihr „Made in Italy“ in den Feldern Design und Mode. Und die Menschen in Mailand, der Kreativhochburg des Landes, sind es logischerweise nicht minder. Stolz sind sie wahrscheinlich auch, regelmäßig eine berühmte Settimana della moda, eine Modewoche, ausrichten zu dürfen, wobei die prächtige Veranstaltung auch das Leben indifferenterer Mailänder betrifft.

So hört man bisweilen an den Tresen der Bars den einen oder anderen seufzen, mit einem Seitenblick auf die draußen im Stau hupenden Autos: „Wie lang dauert dieses Modespektakel eigentlich noch?“ Verkehr beschäftigt also Metropolenbewohner allerorts. Den Mailändern bringt aber vielleicht ein während der Fashion-Week vorgestellter Verkehrsplan, der „Piano Anti-Paralisi“ für die Expo 2015, auch dann Staulinderung, wenn ganze Straßenzüge für die Limousinen von Moderedakteurinnen, deren Magazine sich solch luxuriöse Transportation noch leisten können, gesperrt werden.

Übrigens kurven nicht nur Edeljournalisten in schweren, schwarzen Wagen durch die Stadt, sondern auch Scharen von eigens eingeflogenen Starschauspielern, die sich bei allerlei Events zeigen dürfen (fast ist man versucht zu fragen: Wann geht dieses Red-Carpet-Volk eigentlich seinem darstellerischen Brotberuf nach?): Adrien Brody, Catherine Deneuve, Cate Blanchett waren etwa in der Stadt und ließen sich auf diversen Events von handverlesenen Zaungästen ablichten.

Aus Wiener Perspektive ist die Settimana della moda dank des zuletzt beobachtbaren Luxusmarkenzustroms relevanter denn je: Fast alle großen Modehäuser, die in Mailand defilieren, sind bereits mit eigenen Flagship-Stores in der Stadt vertreten oder werden es bald sein. Mit großer Spannung erwartet wurde das – wie stets tonangebende – Defilee von Prada: Die Models  marschierten vor grellbunten Wandmalereien junger Künstler, inspiriert von der Tradition mexikanischer Muralistas, auf. Den doch recht kühnen Spagat zwischen politisch engagierter Kunst (zum Teil marxistischer Prägung) und dekorativen Elementen auf exquisiten Taschen und Sommerpelzen kann in der Modewelt wohl niemand glaubwürdiger als Miuccia Prada bewerkstelligen.

Gastauftritt im Teatro Armani

Unweit des großen, neuen Prada-Stores, der in Wien Anfang 2014 eröffnet werden soll, wird es bald auch eine eigene Boutique von Bottega Veneta geben: Der Deutsche Tomas Maier entwirft für das  Label mit langer Tradition im Bereich gehobener Lederwarenerzeugung die passende Prêt-à-porter-Mode: Seine Frühlingskollektion will sich als Reflexion über den Prozess der Gewandwerdung und die verarbeiteten Stoffe verstehen, was etwa durch unverarbeitet wirkende Säume ausgedrückt wird.

Zu den bekanntesten und auch hierzulande seit Langem präsenten Designern gehört indes Giorgio Armani: Ebenso wie seine Kundinnen hat Armani längst seinen Stil gefunden. Bei seinem Modemachen geht es um Kontinuität und das Fortführen eines in sich stimmigen, man könnte wohl richtigerweise sagen, Gesamtwerkes. Saisonale Blickfänge in der Frühlingskollektion sind Farbakzente in Nuancen von Blau und Pink.

Als Großmeister, der sich solches leisten kann, machte Armani mit einer generösen Geste von sich reden: Er überließ sein eigenes Modeschautheater der jungen Designerin Stella Jean, einer Römerin mit afrikanischen Wurzeln. Ihre unverwechselbaren Entwürfe mit Stoffmotiven aus Burkina Faso wurden voll Wohlwollen und Freude über derart frischen Wind aufgenommen. Schließlich geht es im Modeuniversum nicht nur um neue Kleider, sondern unbedingt auch um das In-Erscheinung-Treten neuer Kreativtalente.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2013)

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