Clarins: Im Kreis der Familie

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Vor sechzig Jahren eröffnete Jacques Courtin sein erstes Schönheitsinstitut in Paris. Heute befindet sich die Marke Clarins noch immer in Familienbesitz.

Olivier Courtin Clarins ist Mitglied der Geschäftsführung – und als Doktor der Humanmedizin verantwortlich für die Forschungsabteilung.
Olivier Courtin Clarins ist Mitglied der Geschäftsführung – und als Doktor der Humanmedizin verantwortlich für die Forschungsabteilung.(c) Beigestellt

„Une réussite en beauté“, also in etwa „Erfolg in der Schönheit“, so könnte wohl auch der Titel einer Schauspielerinnen- oder Schönheitsköniginnenautobiografie lauten. Dass es sich bei dem sein Leben erzählenden Autor eines so benannten Buches um einen Vorzeigeunternehmer handelt, dürfte hingegen ein wenig verwundern. Außer natürlich, das ist jemand, dessen Unternehmerdasein gerade in einer solchen „réussite en beauté“ gründet: Und bei Jacques Courtin, der vor genau 60 Jahren in Paris das erste Clarins-Schönheitsinstitut eröffnete (und später aus Verbundenheit mit seinem Lebenswerk seinen Namen in Courtin Clarins änderte), ist genau dies der Fall.

Eine Marke, drei Generationen. Überraschenderweise befindet sich diese Kosmetikmarke, die in einem von großen Konzernen dominierten Umfeld agiert, auch sechzig Jahre nach ihrer Gründung in Familienbesitz. Firmengründer Jacques Courtin, der 2007 verstarb, hatte bereits zuvor an seine beiden Söhne Christian und Olivier übergeben. Die vier Cousinen Virginie, Claire, Prisca und Jenna stellen die dritte Generation dar: Sie gelten in Frankreich als It-Girls und sitzen bei Modeschauen ebenso häufig in der ersten Reihe, wie sie zu pompösen Society-Events eingeladen werden. Außerdem stehen sie selbst in den Startlöchern, um die Geschicke des Unternehmens mitbestimmen zu können.

Seit Christian und Olivier 2009 die Entscheidung trafen, sich mit Clarins von der Börse zurückzuziehen, agiert man in größerer Selbstständigkeit als zuvor. „Wir können jetzt wieder eine längerfristige Perspektive verfolgen statt hinterherzuhecheln“, sagt etwa Olivier Courtin Clarins. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Clarins in einigen Ländern, darunter Österreich, mit dem Vertrieb der meisten Hermès-Kosmetikprodukte betraut ist. Auch Hermès hält sich ja gleich einem gallischen Dorf inmitten der Luxusartikelbranche als eine schwer einzunehmende, mehrheitlich von der Dumas-Hermès-Dynastie geführte Bastion.

„Es ist richtig, dass es Analogien und eine gewisse Nähe zwischen den beiden Familien gibt. Die Familie Dumas-Hermès ist aber viel weitläufiger als unsere. Während es dort meines Wissens mehrere Dutzend Beteiligte gibt, ist Clarins überschaubarer: Auf meinen Vater folgten mein Bruder Christian und ich, und nun tastet sich die nächste Generation in das Unternehmen vor“, sagt Olivier Courtin Clarins und erwähnt, dass seine Tochter Prisca Ende 2013 als erste Vertreterin der dritten Courtin-Generation in die Firma eingestiegen ist: „Sie ist für die strategische Entwicklung unserer Beautybehandlungen und Spas verantwortlich. Dabei handelt es sich um eine wichtige Komponente der Markenidentität, weil Clarins durch eigene Behandlungen und Schönheitssalons bekannt geworden ist.“

Diese Information gibt er am Rande einer Pressekonferenz preis, bei der ein neues Pflegeprodukt für die Generation 50+ vorgestellt wird. Während also die junge Garde in das Unternehmen nachrückt, wendet man sich verstärkt an die als „fifty and fabulous“ titulierten Frauen, die möglicherweise seit ihrer Jugend mit der Marke vertraut sind. „Das mag sein“, pflichtet Olivier bei, der selbst ein Medizinstudium absolviert hat und im Speziellen mit dem Auf- und Ausbau der Forschungsabteilung betraut ist. „Unter unseren Kundinnen gibt es nicht wenige, die diese Marke quasi von ihren Müttern und Großmüttern geerbt haben.“

Jugendliche Frische. Kurz vor der Vorstellung dieser „Haute Exigence Jour Multi-Intensive“-Creme bringt das Nachrichtenmagazin „Le Nouvel Observateur“ einen großen Artikel über das Lebensgefühl der Frauen über fünfzig, demzufolge die „Quinquas“ (kurz für die „quinquagénaires“, also die Fünfzigjährigen) sich jünger fühlen als je zuvor. Dem Firmenchef kann diese Feststellung wohl nur recht sein. „Natürlich, die ,Quinquas‘ fühlen sich heute ganz anders als noch vor zehn, fünfzehn Jahren – und wollen auch anders wahrgenommen werden. Die Mentalität dieser Frauen hat sich völlig verändert“, so Olivier Courtin Clarins.

Dass durch die Zusammensetzung dieses Pflegeproduktes spezifisch die Bedürfnisse von Frauen in und nach den Wechseljahren abgedeckt werden sollen, muss seiner Meinung nach nicht Teil der offiziellen Kommunikationsstrategie sein – auch weil sich die über Fünfzigjährigen nicht auf solche Attribute festlegen wollen: „Ich glaube nicht, dass eine Frau ihr Beratungsgespräch in einer Parfumerie mit den Worten beginnt: Ich bin in den Wechseljahren, welche Creme empfehlen Sie mir?“ Und damit hat Olivier Courtin Clarins vermutlich recht. So ist das eben, im Kreis der erweiterten Familie: Man versteht einander, auch ohne das auf der Hand Liegende in Worte fassen zu müssen. 

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