Auslandsfußball: Millionenschweres Foulspiel

(c) REUTERS (ROBERT PRATTA)
  • Drucken

Die Uefa ermittelt gegen Paris St. Germain und Manchester City. Mit dubiosen Geldflüssen und Sponsorendeals sollen die Klubs gegen das Financial Fairplay verstoßen haben.

Paris. Den sportlichen Rückschlag hat Paris St. Germain schon erlitten. Vergangene Woche kam in der Champions League im Viertelfinale gegen Chelsea das Aus, dann folgte die erste Liganiederlage seit Anfang Dezember. Das bringt den Titelgewinn in Frankreich nicht in Gefahr, es scheint derzeit aber auch der einzige Fixpunkt in der Zukunft des französischen Klubs. Denn es droht Ungemach seitens der Uefa. Im Mittelpunkt steht das Financial Fairplay. Es besagt, dass Vereine in den vergangenen zwei Saisonen nicht mehr als 45 Millionen Euro Verlust schreiben dürfen. PSG aber lebt bekanntermaßen auf großem Fuß, zahlt seinen Stars überdurchschnittliche Gehälter und hat vor der Saison für schätzungsweise 140 Millionen Euro neue Spieler eingekauft.

Der Uefa und der Konkurrenz ist das ein Dorn im Auge. Insgesamt knapp 20 Vereine soll der Club Financial Control Body (CFCB) – das Organ der Uefa, das über die Einhaltung der Regeln des Financial Fairplay wachen soll – untersuchen. Wie der „Telegraph“ berichtet, soll bis zum heutigen Mittwoch eine erste interne Entscheidung fallen, der schwerwiegendste Fall PSG betreffen.

Katarische Bilanzpoltiur

Der Klub aus der französischen Hauptstadt ist seit 2011 in katarischem Besitz und gehört mit einem Jahresetat von 400 Millionen Euro zu einem der fünf reichsten Klubs der Welt. Doch woher die Gelder stammen und wie sie verbucht werden, ist äußerst undurchsichtig. Jährlich wird PSG mit 200 Millionen Euro von der Qatar Tourism Authority (QTA) unterstützt, der vergangenen Herbst öffentlich gewordene Vertrag gilt rückwirkend ab 2012.

Für die Uefa bestehen keine Zweifel, dass das Sponsoring der katarischen Fremdenverkehrsbehörde ein Finanzvehikel zur Umgehung der Regeln des Financial Fairplay ist. Der Hintergrund: Die QTA untersteht als staatliche Einrichtung direkt dem Tourismusministerium des Emirats Katar. Qatar Sports Investments (QSI), formeller Eigentümer des PSG, ist eine staatliche Holding, die vom Sportministerium dirigiert wird. Will heißen: Bei Aktionär und Sponsor des Vereins handelt es sich um ein und dieselbe Rechtspersönlichkeit: den Staat Katar. Der Verdacht liegt nahe, dass der PSG nur ein Verschiebebahnhof der katarischen Investoren ist. Schreibt der Verein Verluste, schießen die Scheichs einfach Geld nach. Die Passiva werden ausgeglichen – und das Reglement wird unterlaufen. Das Präsidium wehrt sich gegen die Vorwürfe und betont, dass es sich beim PSG und der QTA um zwei getrennte Gesellschaften handle.

Die Uefa aber hat Zweifel an der Kooperation zwischen Katar und Paris. Da ist zum einen die Höhe des Kontrakts: 200 Millionen Euro für ein Sponsoring übersteigen die marktübliche Förderung. Nicht einmal Branchenprimus Bayern München erhält solche Summen. Zum anderen sind da die Formalitäten: Der Vertrag zwischen dem PSG und der QTA umfasst gerade einmal zwei Seiten. Für eine derart hohe Summe erscheint das Dokument merkwürdig dürr. Zumal Paris nicht in einer Operettenliga in einem Wüstenemirat kickt, sondern im europäischen Vereinsfußball. Und da gelten bekanntlich andere Regeln.

EU unterstützt Regelung

Vor einem ähnlichen Problem steht Manchester City, das im Untersuchungszeitraum 180 Millionen Euro Verlust verbucht hat. Auch hier ist auffällig, dass der Klub der Abu Dhabi United Group (ADUG) gehört und gleichzeitig vom Fremdenverkehrsamt Abu Dhabi 15 Millionen Euro an Sponsorengeldern pro Saison bezieht.

Uefa-Präsident Michel Platini, vehementer Verfechter des Financial Fairplay, will solchen Investments einen Riegel vorschieben. Unterstützung erhält er dabei von der EU-Kommission. Erst vor Kurzem hat diese ein Verfahren gegen den FC Barcelona und Real Madrid wegen Wettbewerbsverstößen eingeleitet. Die Zustimmung der EU zum Financial Fairplay ist auch ein klares Signal an die Klubs, nicht unter Berufung auf die Kapitalmarktfreiheit unbegrenzt Verluste zu machen.

Die Uefa wollte zur laufenden Untersuchung keine Stellung nehmen, sondern verwies auf die Veröffentlichung der Entscheidungen des CFCB Anfang Mai. Wie durchgedrungen ist, haben weder Paris Saint Germain noch Manchester City einen Europacup-Ausschluss zu befürchten, beiden Klubs drohen jedoch drastische Budgetkürzungen oder ein generelles Transferverbot. Wird das Ersturteil nicht angenommen, wandert der Fall vor das Schiedsgericht des CFCB. Bei diesem könnten dann allerdings auch rivalisierende Klubs, die von einer Sanktion profitieren würden, vorsprechen.

AUF EINEN BLICK

Die Uefa ermittelt wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay gegen insgesamt knapp 20 Klubs. Allen voran Paris St. Germain und Manchester City. Sie sollen nicht nur die gestatteten Verluste weit überschritten haben, sondern auch von unerlaubten Sponsorendeals profitieren. Die Bekanntmachung der Entscheidung über Sanktionen wird für Anfang Mai erwartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.