Das Queue und die Faszination der bunten Kugeln

Snooker
SnookerAPA/EPA/ADAM WARZAWA
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In Sheffields Crucible Theatre hebt am Samstag die WM der besten Snooker-Spieler der Welt an, nicht nur England sitzt 18 Tage lang gebannt vor dem Fernseher. In Wien hingegen wartet man gespannt auf einen Karambol-Hit.

Sheffield. Wenn am Samstag in Sheffield die Snooker-WM beginnt, wird der Name einer britischen Sport-Ikone im Crucible Theatre fehlen. Der sechsmalige Weltmeister Steve Davis verspielte die Qualifikation und verlor damit seinen Platz unter den besten 64 Athleten und das automatische Startrecht bei den meisten großen Turnieren. Erstmals nach 36 Jahren flog der einst beste Spieler der Welt aus der Geldrangliste und gilt nun formal als Amateur. Seine Karriere beenden will der 56-Jährige aber nicht. Doch ob Davis bei den beiden „Q School“-Ausscheidungen antreten wird, ließ er bis zuletzt offen. Die Alternative wäre ein Start bei einer zweitklassigen Tour.

Der einst fast Unschlagbare hat sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Vielleicht auch deshalb, weil der sportliche Abstieg so schmerzhaft ist. Davis gilt neben dem inzwischen zurückgetretenen Stephen Hendry und neben Ronnie O'Sullivan als einer der Größten in der populären Billardvariante. In den 1980er-Jahren wurde er sechsmal Weltmeister, gewann 28 Weltranglistenturniere und ist damit hinter Hendry Zweiter der ewigen Bestenliste.

Sein Alter ist das Argument dafür, dass Davis mit den Allerbesten nicht mehr mithalten kann: Der Londoner geht auf die 60 zu, Fitness und Zielgenauigkeit lassen nach. Sein letzter großer Titel liegt 17 Jahre zurück. Und obwohl beim Snooker die adrette Abendgarderobe mit Weste und Stoffhose mehr zählt als die reine Ausdauer, sind die Alterserscheinungen ein entscheidendes Merkmal von Davis' sportlichem Abstieg.

Anreisen wird der längst entthronte Altmeister trotzdem zu dem 18 Tage dauernden Snooker-Marathon, weil er seit Jahren schon als BBC-Experte (Eurosport überträgt ebenso live) fungiert. Auch jetzt wird er die Spiele begleiten und neben Titelverteidiger O'Sullivan auf Neil Robertson, Mark Selby oder den Chinesen Ding Junhui achten. Sie alle gelten als Titelfavoriten – eine Rolle, die früher Steve Davis selbst ausfüllte.

Billardliebhaber kommen aber auch in Österreich auf ihre Rechnung. Ab 25. April findet in Wien ein wahres Dreiband-Karambol-Spektakel statt. Die Qualifikation zum Europacupfinale bescherte Rekordmeister Union Wien ein schweres, aber überaus attraktives Los. Denn der FC Porto kann nicht nur Fußball spielen, sondern versteht sich auch auf das Spiel auf dem Tisch und stellt in dieser Sparte einen Topstar: Dreiband-Legende Torbjörn Blohmdahl.

Als Favorit des Turniers in Floridsdorf (Pitkagasse 4) gilt jedoch BC Deurne, angeführt von den mehrfachen belgischen Weltmeistern Dick Jaspers und Eddy Merckx. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2014)

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