Peter Stöger und die Verwirklichung eines Traums

Peter Stöger
Peter Stöger APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Vor drei Jahren beim GAK noch in der Regionalliga tätig, steht Peter Stöger mit dem 1. FC Köln vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Ein Gespräch über Risken und Nebenwirkungen.

Die Bilder der violetten Meisterfeier auf dem Wiener Rathausplatz sind omnipräsent. „Ein Peter Stöger, es gibt nur ein' Peter Stöger“, skandieren die Fans der Wiener Austria an diesem Maitag 2013 immer und immer wieder. Stöger gelingt, was kaum jemand für möglich gehalten hätte. Er distanziert in einer Rekordsaison den finanziell übermächtigen Konkurrenten aus Salzburg und beschert den Veilchen mit der ersten Meisterschaft seit 2006 unverhoffte Glücksgefühle.

Fans wie Spieler liegen ihm zu Füßen, am Verteilerkreis wird sogar von der Champions League geträumt. Mit Stöger, so hofft man, scheint sogar dieses Ziel realisierbar. Doch der Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Der Name Stöger wird fortan auch mit anderen Klubs in Verbindung gebracht. Nur zwei Wochen nach den Feierlichkeiten verlässt der Wiener seine Meistermannschaft, beim 1. FC Köln tritt er das Erbe von Holger Stanislawski an. Dem 48-Jährigen liegen zum damaligen Zeitpunkt „auch noch zwei, drei weitere Angebote“ aus der zweiten deutschen Liga vor, „aber Köln war eine andere Größenordnung“.

Eine Stadt, ein Verein.
Peter Stöger und der 1. FC Köln – das ist schon so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Die Strahlkraft des Kultvereins erzielt seine Wirkung, der Trainer schwärmt von einem hochprofessionellen Umfeld, tollen Trainingsbedingungen und einzigartigen Fans. „Das Interesse an diesem Klub ist unglaublich“, schwärmt Stöger, dessen Team in dieser Saison durchschnittlich knapp 46.000 Anhänger ins eigene Stadion lockt.

Stögers Mission, der Aufstieg in die Bundesliga, ist so gut wie erfüllt. Bei noch vier ausstehenden Runden genießt Köln acht Punkte Vorsprung auf Fürth und gar neun auf Paderborn, das als Dritter derzeit den Relegationsplatz einnimmt. Unabhängig vom Ausgang des heute stattfindenden direkten Duells der beiden Verfolger kann Köln mit einem Heimsieg gegen Bochum Montagabend die Rückkehr in die höchste Spielklasse fixieren. „Geht es nach unseren Fans“, sagt Stöger, „sind wir ohnehin schon aufgestiegen. Die Euphorie im Umfeld ist gewaltig.“

An einen Nichtaufstieg der Kölner, die seit dem 16.Spieltag von der Tabellenspitze lachen, glaubt aber ohnehin niemand. Seit mittlerweile zehn Spielen sind die Geißböcke ungeschlagen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir alle ausstehenden Spiele verlieren und die Konkurrenz alles gewinnt, ist doch relativ gering“, schmunzelt Stöger.


(K)eine Frage des Typs. Zahlen lügen nicht, der Erfolg gibt Peter Stöger recht. In der Karnevalsstadt verkörpert er Everbody's Darling. Wer dem FC weiterhilft, dem sind auch Fans und lokale Medien wohlgesinnt. „Es gibt wenig negative Kritik“, berichtet Stöger, der diese Momentaufnahme umso mehr genießt, weil er weiß, „dass auch wieder andere Zeiten kommen werden.“ Den Schritt nach Deutschland hat er noch keine Sekunde bereut, denn das Risiko, den hohen Ansprüchen in Köln nicht gerecht werden zu können, hat er nie als solches wahrgenommen. „Das Wagnis“, meint Stöger, „war von überschaubarer Größe. Wäre ich in Köln gescheitert, hätte ich irgendwo anders einen Job gefunden.“

Heute ist Stöger nicht auf der Suche nach einer neuen Berufung. Er fühlt sich in seiner neuen Heimat wohl. „Ich kann mir gut vorstellen, länger hier zu bleiben“, sagt der 65-fache Nationalspieler, vorerst ausgestattet mit einem Vertrag bis 2015.

Im Kölner Umfeld wird von der Persönlichkeit Peter Stöger geschwärmt. Der Tenor: Seine besonnene und überlegte Art seien ein Segen für den Verein, der in der Vergangenheit nur selten für längere Zeit zur Ruhe gekommen ist. Dem Protagonisten schmeicheln solche Rückschlüsse, er lässt sich aber nicht von diesen blenden. „Würde ich nichts gewinnen, dann hieße es: Köln fängt mit einem Typen wie mir nichts an, es braucht einen impulsiveren und lauteren Typ. Alles steht und fällt mit dem Erfolg.“

Große Namen. Die Erfolgsgeschichte Stögers bekommt märchenhafte Züge, wenn man bedenkt, wie rasant und zugleich doch stetig sein Aufstieg voranschreitet. Noch vor drei Jahren trainierte er den GAK in der Regionalliga, nachdem er bei der Vienna „als nicht mehr gut genug“ eingeschätzt worden war. Nach einem Jahr in Wr.Neustadt landete er bei der Wiener Austria, die ihm schließlich als Bühne und Sprungbrett diente. Dass seine Kollegen kommende Saison nicht Zoran Barišić und Dietmar Kühbauer, sondern Pep Guardiola und Jürgen Klopp heißen, schien vor nicht allzu langer Zeit noch pure Illusion. „Stöger gegen Guardiola? Vielleicht auf der Playstation, aber sicher nicht in der Realität“, lacht er.

Für die Bundesliga will Stöger seine Mannschaft punktuell verstärken, große Transfers „werden aus finanziellen Gründen nicht möglich sein“. Seine Exschützlinge Philipp Hosiner und Markus Suttner, die zuletzt mit Köln in Verbindung gebracht wurden, werden beim großen Ziel Klassenerhalt keine Rolle spielen. Stöger: „Nein, sie kommen für mich nicht infrage.“

Zur Person

Peter Stöger wurde am 11. April 1966 in Wien geboren. Als Aktiver spielte er für neun Vereine, unter anderem für Austria und Rapid. Für die österreichische Nationalmannschaft lief er 65-mal auf.

Als Trainer machte sich Stöger zunächst bei der Vienna, beim GAK und bei Wr. Neustadt einen Namen, ehe er 2012 bei der Wiener Austria die Nachfolge von Ivica Vastić antrat. Nach dem Meistertitel mit der Austria bekam Stöger ein Angebot des 1. FC Köln. Beim deutschen Zweitligisten unterschrieb er einen Vertrag bis 2015. Mit einem Heimsieg gegen Bochum am Montag (20.15 Uhr, live auf Sport 1) wäre der Aufstieg in die Bundesliga drei Runden vor Schluss Gewissheit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FUSSBALL -  In Memoriam Max Merkel
Fußball-National

Österreichische Trainer: Von Max Merkel bis Kurt Jara

Österreichs erfolgreichster Trainer in der deutschen Bundesliga war Ernst Happel. Aber es gab in der Vergangenheit auch andere Meistermacher.
Bierdusche für Peter Stöger
Fußball-International

Kölner Feierrausch: Bierduschen und Feuerwehreinsatz

Cheftrainer Peter Stöger holte bei der Pressekonferenz das Kölsch erneut ein. Die ausschweifende Feier sorgte sogar für Feueralarm.
FUSSBALL - 2. DFL, Koeln vs Bochum
Fußball

Peter Stöger steigt mit Köln in deutsche Bundesliga auf

Der Meistermacher der Austria Wien führt den FC Köln mit einem 3:1 gegen den VfL Bochum in die deutsche Bundesliga.
Peter Stöger
Fußball-International

Auch Austria jubelt: Bonuszahlung wird fällig

In Wien Favoriten wird der Erfolg von Peter Stöger mit dem 1. FC Köln ebenfalls gefeiert. Die Austria darf sich über Zusatzgeld freuen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.