Contenance, meine Herren: Der kleine Fußball-Knigge

(c) Oliver Jiszda/Weinper
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Thomas Schäfer-Elmayer erklärt, wie man während der Euro 08 auch als Fan die Etikette wahrt.

1.Gibt es am Fußballplatz Bekleidungsvorschriften?

Bis in die 60er-Jahre trug man dort ja sogar Krawatte.
Heute genügt für die Zuschauer Freizeitkleidung. Natürlich muss man im Stadion auch an heißen Tagen bekleidet sein. Nur Badehose oder bloßer Oberkörper gehören sich nicht.

2.Wie komme ich würdevoll durch das Gedränge in der U-Bahn auf der Fahrt zum Stadion und am Eingang?

Geduld ist das Beste, um im Gleichschritt mit dem Gros der Menschen weiterzugehen. Drängeln und Schimpfen bringen nichts und verderben den Spaß.

3.Muss ich mich meinem Sitznachbarn im Stadion vorstellen? Und: Sage ich Du oder Sie?

Es ist nicht üblich, sich im Stadion vorzustellen. Zunächst ist man als Erwachsener mit Erwachsenen
per Sie.

4.Wie reagiere ich, wenn er mich im Gefühls-überschwang mit seinem Bier anschüttet?

Ich bitte ihn, besser aufzupassen, und gehe auf Distanz. Meine Miene sollte seinen Überschwang dämpfen. Die Konversation ist auf Eis gelegt.

5.Folgende Situation: Public Viewing, dringender Harndrang, aber kein WC weit und breit beziehungsweise alle besetzt. Was tun?

Sich vor dem WC anstellen. Schon bei geringem Harndrang sollte sofort ein WC aufgesucht werden, damit nichts passiert.

6.Im Stadion dank getrennter Sektoren eher unwahrscheinlich, aber ist es außerhalb desselben geboten, bei Streit zwischen Fans verschiedener Mannschaften zu vermitteln?

Nein – solchen Auseinandersetzungen sollte man großräumig ausweichen.

7.Wie wehrt man höflich aber klar allzu herzliche geteilte Emotionen Fremder ab? (etwa jubelndes Um-den-Hals-Fallen, ...)

Eine Notlüge könnte da helfen, zum Beispiel: „Bitte nicht, ich habe Rückenschmerzen!“

8.Während der EM werden viele Menschen aus aller Herren Länder bei uns zu Besuch sein. Müssen sie sich unseren kulturellen Gepflogenheiten anpassen und darf ich sie gegebenenfalls auch darauf aufmerksam machen?

Von uns ist Toleranz gefordert. Wir müssen andere Gepflogenheiten respektieren, auch wenn sie bei uns stattfinden. Das ist das Gebot für jeden Gastgeber. Wenn wir unsere Sitten und Gebräuche anderen vermitteln möchten, kommt es darauf an, dass solche Hinweise sehr einfühlsam und konstruktiv, niemals belehrend oder gar aggressiv mitgeteilt werden.

9.Streit um die TV-Fernbedienung: Hat der Fußballfan während der EM immer Vorrang?

Die EM in Österreich ist schon etwas Besonderes. Am besten, man plant weit voraus, sodass bestimmte Sendungen von allen Interessierten verfolgt werden können, indem der eine oder andere zu anderen Fernsehgeräten – etwa bei Freunden – ausweichen kann.

10.Darf vor dem Fernseher gegessen werden? Nur Snacks oder auch das ganze Abendessen?

Zuhause wird in den meisten Haushalten ab und zu oder sogar regelmäßig vor dem Fernseher zu Abend gegessen. Obwohl dies – zumindest in Gesellschaft anderer – nicht zum guten Benehmen gehört und sogar gesundheitlich nicht optimal sein soll, wird sich daran auch in Zukunft und insbesondere während der EM-Übertragungen nichts ändern lassen.

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