Bayern: Staatskanzleichefin stolpert über "Modellauto-Affäre"

Kabinettssitzung in Nuernberg
Kabinettssitzung in NuernbergAPA/dpa
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Bayerns Staatskanzleichefin Christine Haderthauer hat den Rücktritt erklärt. Sie war maßgeblich am Kurswechsel der CSU beteiligt.

Bayerns Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) hat wegen der sogenannten "Modellauto-Affäre" ihren Rücktritt erklärt. Das gab die CSU-Politikerin am Montagabend bei einem kurzfristig anberaumten Pressetermin in München bekannt. Sie habe Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) diesen Entschluss bei einem Gespräch am selben Tag mitgeteilt. Einst wurde die Politikerin als potenzielle Nachfolgerin Seehofers gehandelt.

Ermittlung wegen Betrugsverdachts

Haderthauer stürzte über die seit Wochen schwelende Affäre um das Unternehmen Sapor Modelltechnik. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdachts gegen die CSU-Politikerin. Hintergrund ist eine Anzeige, die der frühere Mitgesellschafter von Sapor Modelltechnik eingereicht hatte. Darin wirft der französische Geschäftsmann Roger Ponton dem Ehepaar Hubert und Christine Haderthauer vor, ihn um mehrere 10.000 Euro geprellt zu haben. Die Firma verkaufte Mini-Modellautos, die von Straftätern in der Psychiatrie hergestellt wurden.

2003 zog die Juristin Haderthauer erstmals in den Landtag ein, 2007 machte sie der damalige Parteichef Erwin Huber zur Generalsekretärin. 2008, nach dem verheerenden CSU-Absturz bei der Landtagswahl und dem Verlust der absoluten Mehrheit, stand sie zum ersten Mal vor dem politischen Aus: Als Generalsekretärin war sie automatisch in der Mitverantwortung für das CSU-Desaster. Doch Haderthauer überlebte. Seehofer machte sie - für viele überraschend - zur Sozialministerin.

Am Kurswechsel der CSU beteiligt

Sie war maßgeblich beteiligt am Kurswechsel der CSU hin zu einer weniger harte Asylpolitik. Doch die Opposition warf ihr soziale Kälte vor. Seit ihrem Wechsel in die Staatskanzlei durfte sie sich zu allen Themen äußern - eine Aufwertung, die ihr gefiel.

In der Reihe von Seehofers Kronprinzen und -prinzessinnen musste es Haderthauer hinnehmen, dass Wirtschaftsministerin Ilse Aigner an ihr vorbeizog. Zuletzt war sie wegen einer gefährlichen Verengung der Halsschlagader für etwa einen Monat außer Gefecht gesetzt. Danach sagte sie in einem Interview: "Jeder ist in seiner Funktion irgendwie ersetzbar."

Zur Begründung des Rücktritts sagte Haderthauer, es gelte weiterhin, dass allein wegen der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens kein Rücktritt notwendig sei. Es erfordere aber Kraft und Konzentration, um die vielen im Raum stehenden Fragen zu beantworten. Dies habe für sie absolute Priorität.

(APA/dpa)

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