Digitalisierung: Deutsche Firmen sollen mehr Risiken eingehen

German Chancellor Merkel delivers her speech at the ´National IT Summit´ at the chamber of commerce in Hamburg
German Chancellor Merkel delivers her speech at the ´National IT Summit´ at the chamber of commerce in Hamburg(c) REUTERS (� Fabian Bimmer / Reuters)
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Die deutsche Regierung will die Digitalwirtschaft stark fördern - die staatlichen Anreize werden aber nicht ausreichen, warnt Merkel.

Die deutsche Regierung hat ihre Pläne für die Förderung der Digitalwirtschaft in Deutschland konkretisiert. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) kündigte auf dem achten Nationalen IT-Gipfel in Hamburg an, internetbasierte Dienstleistungen finanziell zu fördern. Das Wirtschaftsministerium will 50 Mio. Euro in das Projekt "Smart Service Welt" stecken.

Gleichzeitig soll mit großen Aufwand die deutsche Wirtschaft auf die Herausforderungen durch die Digitalisierung der klassischen Industrie vorbereitet werden.

"Kein Silicon Valley ohne Risiko"

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach auf dem Treffen, die Finanzierungsbedingungen für Start-ups zu verbessern. Gleichzeitig forderte sie die Wirtschaft auf, selbst ein Wagnis einzugehen. Es könne sein, dass die staatlichen Anreize nicht ausreichen, um das herzustellen, was man beispielsweise in den USA sehen könne. "Auch im Silicon Valley geht es ohne Risiko nicht", sagte Merkel über die Hochburg der Internetszene in den USA.

Gabriel sagte, die deutsche Regierung wolle ein neues Börsensegment für die Finanzierung von Start-ups einrichten. Bei der "Börse 2.0" müssten allerdings die Lehren aus dem Zusammenbruch des "Neuen Markts" berücksichtigt werden. Es gebe bereits Gespräche mit der Deutschen Börse. Einen konkreten Zeitplan für die Einrichtung eines neuen Finanzmarktplatzes für Start-ups konnte Gabriel allerdings nicht nennen.

Mit ihrem Maßnahmenpaket reagiert die deutsche Regierung unter anderem auf den Erfolg von weltweiten digitalen Vorreitern wie Amazon und Google, die vor allem mit leicht bedienbaren Diensten bei ihren Kunden punkten. "Insbesondere die traditionell starken Industriezweige wie Maschinenbau, Elektrotechnik und Automobilbau sollen stärker in diesen Dialog einbezogen werden", sagte Gabriel.

Kaum Bewusstsein beim Mittelstand

Im Bereich intelligente Dienstleistungen lägen große Wachstumspotenziale. Bis zum Jahr 2017 werde die Berliner Regierung insgesamt fast eine halbe Milliarde Euro an Fördermitteln für die Digitalwirtschaft bereitstellen. Von dem Geld sollen auch fünf Kompetenzzentren für den Mittelstand finanziert werden, die Wissen über die Chancen und Herausforderungen der "Industrie 4.0" vermitteln sollen. "Wenn 70 Prozent des Mittelstands bei einer Umfrage sagen, IT betrifft sie nicht vorrangig, ist das besorgniserregend", betonte Gabriel.

Der Chef der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, sagte: "Die erste Halbzeit der Digitalisierung haben wir in Europa verloren". Auch er setzte sich für verstärkte Anstrengungen ein, um eine "Industrie 4.0" überhaupt möglich zu machen. Mit diesem Schlagwort wird die vernetzte, digitalisierte Wertschöpfung bezeichnet.

"Nacktbild gehört nicht in Cloud"

Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) warnte auf dem Gipfel davor, online zu viele Daten preiszugeben. "Ein Nacktbild gehört einfach nicht in die Cloud", sagte de Maiziere am Dienstag in der Hamburger Handelskammer. Man müsse "nicht alles im Internet erledigen".

Konstantin von Notz, warf der Berliner Regierung vor, das Thema der Netz-Überwachung der Geheimdienste auf dem IT-Gipfel totzuschweigen. Stefan Körner, der Bundesvorsitzende der Piratenpartei, sprach von einem "exklusiven Treffen der Wirtschafts- und Politikbosse". "Der IT-Gipfel hat sich in dieser Form überlebt, und alle Beteiligten tun gut daran, ihn aufzugeben oder in Zukunft den Prinzipien und Funktionsweisen der digitalen Gesellschaft anzupassen", sagte Körner.

Auf dem Gipfel treffen sich Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Der kommende IT-Gipfel wird nach den Worten von Merkel in Berlin stattfinden.

(APA/dpa)

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