Viennale-Chef Hurch: "Ihr seid Sklavenseelen geworden"

Viennale-Chef Hans Hurch
Viennale-Chef Hans Hurch(c) Die Presse/Clemens Fabry
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Der "Falter" druckt eine Wutrede von Viennale-Leiter Hans Hurch ab: Der österreichischen Filmkritik wirft er vor, sich "wie Parksheriffs" zu verhalten. Der Filmmuseum-Chef habe "die Rolle des Paten".

Wenige Tage vor dem Auftakt der 52. Viennale geht Direktor Hans Hurch mit der österreichischen Filmkritik hart ins Gericht: "Ihr seid Sklavenseelen geworden", zitiert der "Falter" aus einer "Wutrede" Hurchs, zu der ein geplantes Interview wurde. Der Festival-Direktor wirft Filmkritikern vor, opportunistisch und parteiisch zu agieren. "Ihr seid so verantwortungslos geworden", so Hurch in dem Monolog, den der "Falter" abdruckte, um eine Diskussion anzustoßen, wie es im Kommentar dazu heißt.

Hintergrund der Wutrede ist eine Debatte über Filmmuseum und Filmarchiv: Die Viennale bespielt die Filmarchiv-Spielstätte Metro Kino, die jüngst als Metro Kinokulturhaus wiedereröffnete, unter anderem mit der Reihe "Peter Handke geht ins Kino" in Kooperation mit der Viennale. Bei dieser werden auch drei Filme von US-Westernregisseur John Ford gezeigt, gleichzeitig läuft im Filmmuseum aber eine umfassende Retrospektive zu Ford.

"Metrovirus" und "zweites Filmmuseum"

Kulturkritiker befürchten nun ein Konkurrenzverhältnis zwischen Filmarchiv und Filmmuseum: Mit dem wiedereröffneten Metro gebe es ein "zweites Filmmuseum", hieß es etwa vergangene Woche im "Falter". Das "Profil" konstatierte gar einen "Metrovirus".

"Das ist die reine Kulturpolizei", kommentiert Hurch diese Bedenken. "Das ist wie Sheriffs, die die Parkscheine kontrollieren". Der Filmfestival-Leiter stellt sich auf die Seite von Filmarchiv-Direktor Ernst Kieninger. Filmmuseum-Chef Alexander Horwath hingegen "hat für euch (Kulturkritiker, Anm.) die Rolle des Paten übernommen, der sagt, wie's ist", so Hurch. "Und zugleich eine sehr geschickte Politik betreibt: teile und herrsche."

Kulturredakteuren wirft er vor, "hinter eurer Scheinobjektivität ein verlogenes strategisches Geschäft" zu betreiben. Das Fazit des Viennale-Chefs: "Es gibt bei uns schon lange keine Filmkritik mehr."

Film-Chefs

Viennale-Festivaldirektor Hans Hurch selbst war Feuilletonchef und Filmkritiker des "Falter", Alexander Horwath sein Nachfolger in der Wochenzeitung. Als Viennale-Chef folgte Hurch hingegen auf Horwath, der das Festival von 1992 bis 1997 leitete. 

Das seit 1955 als privater Verein geführte Filmarchiv verfügt mit dem Zentralfilmarchiv Laxenburg, dem in den Wirtschaftsgebäuden von Schloss Augarten eingerichteten Audiovisuellen Zentrum und dem Metro Kino über drei Standorte. Leiter ist Ernst Kieninger.

>> Bericht im "Profil"

(Red.)

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