PonoPlayer: Kreuzzug für besseren Klang

USA CONSUMER GOODS CES 2015
USA CONSUMER GOODS CES 2015(c) APA/EPA/BRITTA PEDERSEN (BRITTA PEDERSEN)
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(Nicht nur) Neil Young ruft Musikfans zur Rückbesinnung auf Qualität auf. Wie der Walkman die Kassette und der iPod MP3, soll nun der PonoPlayer Hi-res-Musik populär machen.

Rockstar müsste man sein. Was einem Konzern wie Sony trotz großem Marketingaufwand nur ansatzweise gelungen ist, hat Neil Young im Alleingang geschafft: Ein großes Publikum für Hi-res-Musik zu interessieren. Nun, ganz im Alleingang doch nicht. Rund 18.000 Unterstützer haben via Kickstarter über fünf Millionen Euro beigesteuert, um den PonoPlayer zu finanzieren. Und das nur, weil Mr. Young darüber geklagt hatte, dass bei MP3 Informationen verloren gehen und dabei werbewirksam den Künstler raushängen ließ, dem die Verstümmelung seiner Werke zuwider ist. Die Rettung der Musikwelt soll nun der PonoPlayer, der ab Februar ausgeliefert wird, sowie ein gleichnamiges Download-Portal bringen, die beide (auch) Hi-res-Musik abspielen beziehungsweise anbieten.

Was genau hat es mit Hi-res auf sich? Dass MP3 – je nach Bitrate und Musiktitel – etwas schlechter klingt als CD, ist bekannt. Weniger bewusst ist vielen, dass auch die CD (Abtastrate 44Hz, 16 Bit) nicht das Maß aller Dinge ist. Original Studioaufnahmen sind mit bis zu 192kHz/24Bit codiert. Wobei sich eingebürgert hat, alles, was die Standard-CD übertrifft, Hi-res zu nennen. Also etwa auch 48kHz/24Bit. Wie weit die Unterschiede hörbar sind, ist auch unter Experten umstritten. Viele meinen, über 96kHz sei kaum ein Zugewinn möglich, bis dahin aber sehr wohl. Wobei viel von der Aufnahme und dem Mastering abhängt. Im Idealfall klingt hochauflösende Musik etwas transparenter und „weiter“ als CD. Wobei es um Nuancen geht. Der Sprung von CD zu 96/24-Dateien ist in etwa vergleichbar mit dem von 320kbps-MP3 zu CD. Wer schon zwischen CD und MP3 keinen Unterschied hört, braucht also kein Hi-res – oder besseres Equipment.

Womit der PonoPlayer ins Spiel kommt. Dieser will die Unterschiede hörbar machen. Dass gerade ein Gerät für unterwegs eine „Revolution“ in der Klangqualität bringen soll, liegt zum einen wohl an den Nutzungsgewohnheiten der Generation Spotify, zum anderen daran, dass hier die Wiedergabekette kurz und die Investition überschaubar ist: Alles, was man zusätzlich braucht, ist ein guter Kopfhörer. Zudem kann der Pono via Line-Out auch an herkömmliche Hi-Fi-Geräte angeschlossen werden.


Hi-res bereits im Wohnzimmer. Wirklich revolutionär ist Hi-res nicht. Nach High-End-Spezialisten bieten nun Branchengrößen wie Sony oder Pioneer längst passende Netzwerkplayer und Verstärker – ohne dass Hi-res aus der Nische geholt wurde. Zudem besitzen viele Hi-res-taugliche Geräte, ohne es zu wissen: Aktuelle Blu-ray-Player verstehen Audiodaten mit 192/24, ebenso einige Smartphones wie das LG2 oder Modelle der HTC-One-Reihe. Die meisten Handys unterstützen immerhin 48kHz/24Bit. Allerdings ist oft der minderwertige Kopfhörerausgang ein Flaschenhals. Hier punktet der PonoPlayer mit hochwertigen Bausteinen.

Allerdings macht all dies Pono nicht einzigartig. Der Pono Store muss sich mit vergleichbaren Portalen wie Quobuz, HD-Tracks oder Highresaudio messen, und auch der Player ist nicht alleine. Unternehmen wie FiiO, Sony oder iRiver hatten bereits vor einiger Zeit erkannt, dass anspruchsvolle Musikfans einen Markt für dezidierte Musikplayer bilden. Interessierte finden schon jetzt eine Auswahl sowohl günstigerer als auch teurerer, besser ausgestatteter Hi-res-Player. Herausragend am Pono ist nur sein eigenwilliges Aussehen – das ist eben Rock 'n' Roll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2015)

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