Austria Wien: Ein Abschied auf Raten

SOCCER - BL, Sturm vs A.Wien
SOCCER - BL, Sturm vs A.Wien(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Hans Oberlaender)
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Trainer Gerald Baumgartner ist mehrmals angezählt, seine Zeit am Verteilerkreis läuft ab. Das Wiener Derby am Sonntag könnte zur Abschiedsvorstellung des 50-Jährigen werden.

Graz/Wien. Traner Gerald Baumgartner wirkte geknickt. Der Last-minute-Treffer von Simon Piesinger, der Dienstagabend den 2:1-Sieg von Sturm besiegelte, hatte ihm arg zugesetzt. „Fußball“, sagte Baumgartner, „kann brutal sein.“ Die späte und unglückliche Niederlage in Graz passte irgendwie in das Bild, das die Austria nicht erst in diesen Wochen, sondern schon die ganze Saison über abgibt.

Das Gesicht der Mannschaft ist ein Trainer, der händeringend nach Lösungen sucht, sie aber nicht zu finden scheint. Bereits in der Hinrunde stand Baumgartner in der Kritik und kurz vor dem Aus. Erst im achten Bundesligaspiel gelang gegen Ried der erste Sieg, es folgte ein beachtlicher Auswärtserfolg in Salzburg. Eine dauerhaft positive Stimmung wollte sich am Verteilerkreis aber nie verbreiten. Niederlagen reihten sich an Siege, vor dem Rückrundenstart waren die Verantwortlichen trotz allem guter Dinge. An „Siegermentalität und Zusammenhalt“ habe sein Team im Trainingslager gearbeitet, betonte Baumgartner selbstbewusst noch vor wenigen Wochen. Attribute, die in der Folge nur bedingt zum Vorschein kamen. In vier Spielen der Rückrunde verloren die Violetten drei Mal – die Pleite in Graz der einstweilen unrühmliche Höhepunkt.

Wieder wurden sie anschließend gestellt, die Fragen nach der Daseinsberechtigung Baumgartners als Trainer der Wiener. Der 50-Jährige hatte sich in den vergangenen Monaten eine dicke Haut zugelegt. „Ich versuche, das Berufliche vom Privaten fernzuhalten, sonst würde mir manchmal der Kopf explodieren“, erklärte der Salzburger und betrieb Werbung in eigener Sache. „Ich habe einen sehr guten Draht zur Mannschaft, die Mannschaft will unbedingt.“ Aber wie lange wollen die Vorgesetzten Baumgartners noch? Die Tabelle spricht eine für die Austria beängstigende Sprache. Nur Platz sechs, der Rückstand auf den zweitplatzierten Stadtrivalen aus Hütteldorf beträgt bei einem Spiel mehr bereits sieben Punkte. Das ist besonders bitter, berechtigt der zweite Rang nächste Saison doch zur Teilnahme an der Qualifikation für die Champions League. Selbst eine Platzierung unter den Top vier erscheint derzeit illusorisch. Gedanken an eine zweite Saison ohne Teilnahme am Europacup kommen auf.

„Der Trainer ist kein Thema“

Die monetären Einbußen würden zuallererst Markus Kraetschmer aufschrecken lassen, doch der Finanzvorstand bewahrte in Graz Ruhe. Er stärkte Baumgartner den Rücken. „Der Trainer ist kein Thema“, sagt Kraetschmer. „Von meiner Warte aus ist es absolut sicher, dass er im Derby auf der Bank sitzt.“ Sportdirektor Franz Wohlfahrt sprach von einer „beschissenen Situation“, verwies auf die positive Moral der Mannschaft und sieht den Grund allen Übels in der personellen Situation. „Wir haben momentan viele Verletzte . . .“

Selbst wenn es öffentlich niemand aussprechen möchte: Im Hintergrund dürften die Verantwortlichen schon fieberhaft nach einem neuen Trainer suchen. Alles andere wäre fahrlässig.

AUF EINEN BLICK

Die Wiener Austria gibt in der laufenden Saison weiterhin ein erschreckend schwaches Bild ab. In 23 Spielen in der Bundesliga gab es nur sieben Siege, in der Rückrunde verlor man drei von vier Spielen. In der Tabelle liegt das Team damit nur auf dem sechsten Rang. Gerald Baumgartner steht als Trainer schon seit Monaten in der Kritik. Das Wiener Derby gegen Rapid am Sonntag könnte seine Abschiedsvorstellung sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2015)

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