Warum mich mein Hobby an meinen Job erinnert

30. VIENNA CITY MARATHON 2013
30. VIENNA CITY MARATHON 2013(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Fünfeinhalb Wochen vor dem Vienna City Marathon bin nun auch ich im Trainingsmodus.

Es ist 16 Uhr. Die Seite noch halb leer (oder erst halb voll, wie positiv denkende Menschen sagen sollten). Dabei ist schon in einer Stunde Blattschluss. Dann läuft die Druckermaschine an, und es entsteht wie jeden Tag eine neue Zeitung. Und zu meiner großen Überraschung ist die (zumindest soweit ich weiß) noch nie mit großen Weißflächen erschienen. Ein Wunder, für das ich nur eine Erklärung habe: Der beste Freund der Journalisten heißt Zeitdruck. Und plötzlich füllen sich die Zeilen.

Ähnlich ergeht es mir beim Laufen. Vor ein paar Wochen blickte ich noch peinlich berührt zu Boden und murmelte etwas von zu viel Stress und zu wenig Zeit, wenn mich Kollegen nach meiner Halbmarathonvorbereitung fragten. Nun kommen diese Fragen immer öfter. Und ich bin endlich dafür gewappnet. Denn er ist da – der Zeitdruck. Er kam mit dem ersten Märzwochenende. Auf einmal erschien der 12. April – der Tag des Vienna City Marathons, bei dem ich mich über die Hälfte der Strecke wage – nicht mehr in weiter Ferne. Das machte mir Beine. (Ja, ich weiß, es wurde Zeit.) In den vergangenen vier Tagen war ich drei Mal laufen. Ich bin (endlich) wirklich im Trainingsmodus; in das Laufen „reingekippt“. Seither finde ich wundersamerweise Zeit zum Laufen. Wohl deshalb, weil ich sie mir nehme. Ich plane Trainingseinheiten als fixe Termine. Sie stehen im Kalender. Deshalb kann man sie ähnlich schwer verschieben wie den Arzttermin am Mittwochmorgen und den Kaffeeklatsch am Donnerstagabend. Das hilft. Im nächsten Schritt sollte ich nun meine langen, meist gemütlichen Dauerläufe um ein paar schnellere Einheiten ergänzen. Das wird erneut Überwindung kosten. Doch ich bin zuversichtlich: Der Zeitdruck wird mir helfen.

Apropos: Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich mich um die nächste Geschichte kümmern sollte. Wir wollen ja nicht leer erscheinen.

E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2015)

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