Unilever-Chef: "Ich verdiene zu viel"

(c) EPA (Andree-Noelle Pot)
  • Drucken

Unilever-Konzernchef Paul Polman meint, dass auch extrem hohe Gehälter aus Managern keine besseren Unternehmensführer machten.

Den Haag. „Ich verdiene zu viel. Und ich schäme mich immer, wenn das Thema Gehalt angesprochen wird.“ Diese Worte sprach der Chef des niederländisch-britischen Konsumgüterkonzerns Unilever (Knorr, Axe-Deodorant, Magnum Speiseeis, Lipton Tee) in einem Interview mit der „Washington Post.“ Paul Polman, der Unilever seit 2009 leitet, verdiente im vergangenen Jahr rund zehn Mio. Euro.

Er würde seinen Job als Vorstandschef von Unilever aber genauso gut machen, wenn er weniger verdiente, sagt der Topmanager. „Leute von unserem Niveau sollten nicht durch Geld motiviert werden“, meint Polman. Er würde seinen Job auch nicht besser machen, wenn er dafür das doppelte Gehalt bekäme. Die jährlichen Gehaltserhöhungen, die der Aufsichtsrat von Unilever für das Management und damit auch für ihn beschließe, habe er bisher immer abgelehnt.

„Die meisten Manager denken, wenn sie nicht ein Vermögen verdienen, dann seien sie keine guten Manager oder ihre Performance sei nicht in Ordnung“, sagt Polman. Aber das sei falsch. „Die meisten Unternehmen denken, wir wollen den besten Vorstandschef haben und ihn am besten bezahlen. Aber ich meine, wir sollten mit diesem Gedanken brechen.“

Dabei gehört Polman gar nicht zu den Großverdienern unter den niederländischen und internationalen Managern. Der Vorstandsvorsitzende des niederländisch-britischen Ölkonzerns Royal Dutch Shell, Ben van Beurden, erhielt im vergangenen Jahr 24 Mio. Euro überwiesen.

Polman ist sein Geld durchaus wert. Seit er die Leitung des Unilever-Konzerns übernahm, hat sich der Kurs der Unilever-Aktie auf fast 40 Euro fast verdoppelt. Die Dividende wurde mehrfach erhöht. Seit dem Amtsantritt von Polman sind auch die wiederholten Forderungen, Unilever aufzuspalten und die Sparten Lebensmittel und Körperpflegemittel zu verselbstständigen, verstummt.

Unilever konnte unter der Leitung von Polman mit dieser Performance wieder zu den wichtigsten Branchenspielern wie dem schweizerischen Konsumgüterkonzern Nestlé oder dem US-Konzern Procter & Gamble aufschließen. Nestlé ist nach wie vor profitabler als Unilever, und Nestlé gilt auch als innovativer.

Polman hat sich vorgenommen, dass der Konzern mit seinen 175.000 Mitarbeitern weltweit und den 400 Marken weiter zügig wächst. Im Sektor Speiseeis will Unilever mit seinen Topmarken Magnum und Ben & Jerry die führende Marktposition nicht nur behalten, sondern weiter ausbauen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.