CFO mit vielen Hüten: Die Rolle hängt vom CEO ab

Wie CEO und CFO einander beeinflussen, hinterfragen Robert Ottel und Heimo Losbichler.

Sie sind in die Unternehmensführung eingebunden und beeinflussen strategische Entscheidungen. Sie sind Korrektiv und Relativ des CEO, kaufmännisches Gewissen und Impulsgeber. So beschreiben Voestalpine-Vorstand Robert Ottel und Heimo Losbichler, Studiengangsleiter Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement der FH OÖ in Steyr, wie die Aufgaben des Chief Finance Officers (CFO) in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Zusätzlich zum administrativen „Pflichtprogramm“, das früher vielfach ausreichend war.

Ottel und Losbichler untersuchten, wie sich die Person des CEO auf die Rollengestaltung des CFO auswirkt: Es kommt darauf an, ob der CEO stark, also eigeninitiativ, gut vernetzt, selbstbewusst und Vertrauen genießend oder schwach, weil neu oder unsicher ist. Und darauf, ob er eingeschränkt oder ausgewogen denkt. Eingeschränkt meint konzentriert auf jene Bereiche, in denen er firm oder betriebsblind ist. Ausgewogen: Der CEO hat den nötigen Überblick und fokussiert auf die für das Unternehmen wichtigen Dinge. Aus diesen CEO-Typen leiten für Ottel und Losbichler vier Rollen für CFOs ab:

Wissenschaftlicher Assistent:

Der CFO perfektioniert mangels anderer Herausforderungen das interne Finanzsystem.

Power House:

Der CFO ergänzt den CEO und unterstützt als Triebfeder und Energiezelle dessen Ziele.

Inhouse Consultant:

Der CFO entwickelt sich zum informellen CEO, der Entscheidungen an sich zieht und Impulse setzt.

Lebensversicherung:

Die konfliktträchtigste Rolle, in der der CFO sich zum Wohl des Unternehmens auch gegen den CEO durchsetzt.

Herausfordernd sei, dass sich im Zeitverlauf ein Rollenwechsel ergebe, sagt Losbichler – abhängig davon, in welcher Phase sich der CEO befinde: Der suche anfangs Verbündete und die rechnerische Bestätigung seiner Einschätzungen durch den CFO. „Er hat die Zahlen im Griff und Erfahrungswissen“, sagt Losbichler. Ist der CEO in seiner Position gefestigt, ist er auf Allianzen weniger angewiesen. Gleichzeitig dringen immer weniger Informationen zu ihm durch.

Wovon sich CFOs verabschieden müssten, sei die Einstellung: Ich gehe in den Job und habe genau definierte Aufgaben. „Die Auslegung der Funktion ändert sich laufend, CEOs wechseln bzw. verändern sich im Laufe ihrer Funktionsperiode.“ Und CFOs müssten selbst die Verantwortung übernehmen, wann welche Rolle gefragt sei.

Das sei grundsätzlich positiv, berge aber für den CFO ein Risiko: Muss er in die Rolle der Lebensversicherung für CEO und Unternehmen schlüpfen, verbrauchen sich viele CFOs regelrecht selbst. Denn sie stehen im permanenten Spannungsverhältnis sich als Jasager oder als Querkopf zu positionieren.

Sollten CFOs eine CEO-Position anstreben, glaubt Losbichler, dass dies in einem anderen Unternehmen erfolgversprechender ist. Denn versucht der CFO zu stark korrigierend einzugreifen, wird ihn der CEO nicht als Nachfolger empfehlen, konzentriert sich der CFO zu sehr auf das Pflichtprogramm, werden zunehmend kritische Situationen für das Unternehmen entstehen – und dem CFO angelastet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.