Tennis: Dominic Thiem, Anführer einer neuen Generation

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Dominic Thiem, 21, gewann in Umag in beeindruckender Manier den zweiten ATP-Titel seiner Karriere. Kein jüngerer Spieler befindet sich in der Weltrangliste vor der Nummer 24.

Umag/Wien. Im Moment des Triumphs erinnerte sich Dominic Thiem an vergangene Tage. Häufig hatte der Niederösterreicher als Jugendlicher in Umag den Schläger geschwungen, in Istrien an Nachwuchsturnieren teilgenommen und – natürlich – von der großen Karriere geträumt. Sonntagabend, als längst schon das Flutlicht den Center Court ausleuchtete, verspürte Thiem, der gestandene Profi, große Genugtuung, als er zum zweiten Mal innerhalb von nur zwei Monaten die Siegertrophäe für einen ATP-Turniersieg entgegennahm. Im Mai hatte er in Nizza seinen Premierentitel errungen.

„Das ist ein spezieller Tag“, sagte der 21-Jährige nach dem deutlichen 6:4, 6:1 gegen den Portugiesen João Sousa. 20 Jahre nach Thomas Muster trug sich in Umag wieder ein Österreicher in die Siegerliste ein, und tatsächlich erinnerte Thiems Dominanz im Endspiel ein wenig an jene des ehemaligen Weltranglistenersten.

Siege gegen die Müdigkeit

Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase gewann das druckvolle Spiel des Lichtenwörthers immer mehr an Konstanz, ein Break gegen Ende des ersten Satzes brachte auch die nötige Lockerheit. Fortan war Thiem nicht mehr aufzuhalten, ihm gelangen Winner aus schier unmöglichen Lagen, die selbst Zaungast Novak Djoković Respekt abgerungen haben dürften. Nach exakt einer Stunde Spielzeit, 27 direkten Gewinnschlägen und nur elf unerzwungenen Fehlern streckte Thiem unter dem Applaus des Publikums die Arme gen Himmel.

„Das war eines meiner besten Matches“, meinte Thiem Montagmittag im Gespräch mit der „Presse“. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Österreichs Nummer eins mit dem Auto schon auf dem Weg in die Schweiz. In Gstaad kommt er, wie schon in Umag, zum Auftakt in den Genuss eines Freilos. Ein angenehmer Nebeneffekt seiner stets steigenden Weltranglistenplatzierung, am Montag wies die ATP ihn an Position 24 und damit gut wie nie zuvor aus.

Der körperliche Verschleiß halte sich trotz der Strapazen des Daviscups und einer anstrengenden Woche in Kroatien in Grenzen. „Wenn du gut drauf bist, dann verdrängst du die Müdigkeit“, sagt Thiem, der neben 250 Punkten auch 80.000 Euro an Preisgeld aus Umag mitnahm. Wie schon bei seinem ersten Turniersieg in Nizza fieberten auch diesmal Thiems Eltern Wolfgang und Karin auf der Tribüne mit. Nach dem Triumph ihres Sohnes wurde noch zu später Stunde „mit einem Gläschen“ darauf angestoßen. „Ich habe mich irrsinnig für ihn gefreut, vor allem nach dem Daviscup-Wochenende“, betonte Vater Wolfgang. Der 42-Jährige, in Günter Bresniks Tennisakademie als Trainer engagiert, hatte natürlich schon beim Länderkampf gegen die Niederlande auf eine derartige Leistung seines Sohnes gehofft. „Im Training in Kitzbühel hat er auch richtig gut gespielt, aber Dominic benötigt oftmals ein, zwei Matches, um seinen Rhythmus zu finden.“ An der Vorstellung im Finale von Umag hatte Wolfgang Thiem nichts auszusetzen. „Das war ein super Match von ihm. Extrem konzentriert, sehr solide.“

Das dieswöchige Turnier in Gstaad gilt der Vorbereitung auf Kitzbühel, wohin Thiem nach nur zwei Wochen wieder zurückkehrt. Das Generali Open ist einer der erklärten Saisonhöhepunkte für den Rechtshänder, im Vorjahr hatte er an Ort und Stelle sein erstes ATP-Finale erreicht. „Ich liebe es, vor den heimischen Fans zu spielen. Das bedeutet mir enorm viel“, sagt Thiem, der heuer bereits zum fünften Mal in der Gamsstadt aufschlägt. Der Erfolg von Umag hat auf den vor wenigen Wochen im Urlaub auf Ibiza erblondeten Youngster eine beruhigende Wirkung. Die 150 zu verteidigenden Punkte vom Kitzbühel-Finale aus dem Vorjahr hat Thiem nun schon eingespielt. „Das macht die Sache etwas angenehmer.“

Die jungen Wilden

Thiem befindet sich mit 21 Jahren inmitten der erweiterten Weltspitze, ein weiterer Aufstieg scheint vorgezeichnet. Das Erreichen der Top 20 der Weltrangliste ist für 2015 ein durchaus realistisches Vorhaben, das ÖTV-Ass hat nach Kitzbühel nur bei den US Open in New York noch eine größere Anzahl an Punkten (180) zu verteidigen. Vor Thiem findet sich kein jüngerer Spieler. Ein Fakt, auf den er großen Wert legt. Doch die junge Garde ist präsent wie schon lang nicht. Mit Borna ?orić (18 Jahre/Nummer 33), Jack Sock (22/35), Nick Kyrgios (20/37) oder Alexander Zverev (18/98) brennen weitere „Young Guns“ darauf, den Tennisthron zu besteigen. Thiem will künftig allen Angriffen der Konkurrenz standhalten. Er sagt: „Ich werde hart für den Erfolg arbeiten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2015)

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