Geheimcode geknackt: Italien schnappt elf Vertraute des Mafia-Paten

Seit 1993 ist Pate Denaro auf der Flucht.
Seit 1993 ist Pate Denaro auf der Flucht.EPA
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Mit einer uralten Geheimsprache tauschten sich die elf Vertrauten des flüchtigen Mafia-Paten Denaro aus - und verrieten sich damit bei Italiens Polizei.

Wer braucht schon moderne Kommunikationstechniken, wenn mafiöse Machenschaften analog um einiges geheimer zu organisieren sind? Drei Jahre - von 2011 bis 2014 - überwachte die italienische Polizei die uralte Mafia-Geheimsprache, bevor sie schließlich am Montag zuschnappte: Sie verhaftete elf Verdächtige aus dem Umfeld des seit zwei Jahrzehnten flüchtigen Paten der sizilianischen Mafia, Matteo Messina Denaro.

Nach Angaben der Ermittler ist unter ihnen der ehemalige Mafiaboss Vito Gondola. Er soll das konspirative Kommunikationsnetz unterhalten haben.

Messina Denaro (53) bediente sich nach Angaben der Ermittler der uralten Mafiamethode der "Pizzini" - verschlüsselte Botschaften auf einem kleinen Stück Papier -, um seinen Schergen Anweisungen zu geben. Die Zettel wurden mehrfach gefaltet und mit Klebestreifen umwickelt unter einem großen Stein auf dem Gelände von Gondolas Schaffarm unweit der sizilianischen Hafenstadt versteckt.

Code: "Schafe müssen geschoren werden"

Gondolas Aufgabe war es, die Adressaten der "Pizzini" zu informieren. "Ich habe Dir Ricotta auf die Seite gelegt, kannst Du ihn später abholen?", sagte der 77-Jährige dafür. "Die Schafe müssen geschoren werden." oder "Das Futter für die Schafe ist fertig." zählten zu geheimen Phrasen, mit der Gondola die Mafiagang auf neue Nachrichten hinwies.

Die Ermittler verfolgten das Kommen und Gehen auf dem Bauernhof im Westen Siziliens mit verborgenen Kameras und Mikrofonen. Dabei entdeckten sie, dass Denaro an Einfluss verlor: In einem Telefonat berichtet Gondola einem anderen Mafioso, der 53-Jährige verliere die Kontrolle über die jüngste Generation der Cosa Nostra - diese verschwänden einfach, "ohne Bescheid zu geben".

Frauenheld und berüchtigter Mörder

Der 1993 untergetauchte Mafia-Killer Denaro gilt als Nachfolger der zu lebenslanger Haft verurteilten "Paten" Toto Riina und Bernardo Provenzano. Die letzten bekannten Fotos von ihm stammen aus den frühen 1990er-Jahren. Auf dem Höhepunkt seiner Mafia-Karriere hatte er den Ruf eines Frauenhelden und Protzes, der seine rund 900 Gangmitglieder fest im Griff hatte. Berichten zufolge soll er einmal damit angegeben haben, mit seinen Opfern einen ganzen Friedhof füllen zu können.

Schafbauer Gondola soll in den 70er-Jahren einer Gang angehört haben, die auf Entführungen spezialisiert war. Er liebt laut den Ermittlern seine Schafe, trotz seines Alters steht er jeden Tag um 4.00 Uhr auf, um sich um sie zu kümmern.

(APA/AFP)

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