Immer am Smartphone, nie ausgeschlafen

Fear of missing out: Smartphones geben uns das Gefühl, ständig etwas zu verpassen. Darunter leidet die Schlafqualität.

23:30 Uhr, endlich rastet der Kopf auf dem Kissen. Noch einmal schnell Facebook checken und dann wirklich: Augen zu. Oder doch noch den viel geteilten Kommentar zur Flüchtlingskrise lesen? Nicht informiert sein geht schließlich gar nicht. Siehe da, per WhatsApp schreibt die beste Freundin: "Morgen Kino?" Und sie schickt ein lustiges Schildkrötenvideo. Schon ist es viertel nach zwölf.

Smartphones rauben uns den Schlaf. Jungen Amerikanern sogar 46 Minuten – jede Nacht. Larry Rosen hat an der California State University das Schlafverhalten von 700 College Studenten untersucht. Das Resultat: Die Probanden leiden unter Schlafproblem, denn sie haben Angst, etwas zu verpassen. Daher greifen sie ständig zum Smartphone. FOMO – fear of missing out – nennt man das. Ein leerer Akku, kein Ladegerät in Sichtweite – das kann bei FOMOs, so wollen wir sie hier nennen, zu Panik führen.

Licht mit Koffein-Effekt

Wie sich Angst negativ auf den Schlaf auswirkt? FOMOs legen ihre Geräte erst zur Seite, bevor sie die Augen schließen. Dummerweise strahlen moderne Displays blaues Licht aus, das Cortisol im Gehirn ausschüttet. Cortisol erhöht unsere Aufmerksamkeit und unterbindet die Produktion von Melatonin – welches den Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Sie lesen gerne E-Book- statt Papierseiten vor dem Einschlafen? Dann brauchen Sie durchschnittlich zehn Minuten länger, um einzuschlafen.

Rosen stellte außerdem fest, dass FOMOs kürzere Aufmerksamkeitsspannen haben. Sie wechseln alle drei bis fünf Minuten zwischen Aufgaben, wie er in der Harvard Business Review schreibt. Diese Hektik erhöht wiederum Stress und den Cortisol-Level – ein Teufelskreis. Problematisch: Wenn FOMOs in der Nacht aufwachen, ruht das Handy griffbereit neben dem Polster. Weitere Schlafverzögerungen sind die Folge.

Altbekannt: Schlaf ist Medizin

Erst gestern sorgte eine Studie in den österreichischen Medien für Aufmerksamkeit, derzufolge ausreichender Schlaf Erkältungen vorbeuge. Wer weniger als sechs Stunden pro Nacht schlief, war 4,2 Mal so anfällig für eine Erkältung wie jemand mit mindestens sieben Stunden Schlaf.

Überdenken wir also unsere Schlafgewohnheiten! Fünf Tipps:

Schluss mit dem Blitzlichtgewitter: Am besten Sie drehen Benachrichtigungen ganz ab und checken Ihr Smartphone tagsüber nur in regulären Abständen. Zu Beginn alle 15 Minuten, dann seltener. Ihr Cortisol-Haushalt pendelt sich wieder ein.

Power Out: Und zwar eine Stunde vor dem Schlafengehen, für alle elektronischen Geräte. Wenn Sie unbedingt am Laptop arbeiten müssen, filtern Apps wie f.lux das blaue Licht aus der Bildschirmstrahlung.

iPhone aussperren: Bewahren Sie Geräte in einem anderen Raum auf. So kommen Sie nicht in Versuchung, doch noch einmal Instagram zu öffnen. Ihr alter Wecker freut sich darauf, entstaubt zu werden.

Lights Out: Dimmen Sie die Lichter schon vor dem Schlafengehen, um langsam Melatonin auszuschütten.

Rituale finden: Tätigkeiten, die Ihr Gehirn kennt, bringen Sie zur Ruhe. Lesen Sie zum Beispiel ein Buch Ihres Lieblingsautors.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.