Flüchtlinge: Mehr Zeit zum Deutschlernen

HINTERGRUNDGESPR�CH MIT BM HEINISCH-HOSEK: HEINISCH-HOSEK
HINTERGRUNDGESPR�CH MIT BM HEINISCH-HOSEK: HEINISCH-HOSEK(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die Bildungsministerin denkt laut darüber nach, den Status der „Außerordentlichkeit“ für Flüchtlingskinder zu verlängern.

Wien. Österreichs Schulen sind für die Aufnahme von hunderten Flüchtlingen zu Schulbeginn – am Montag im Osten und eine Woche später im Westen des Landes – gut gerüstet. Das versprechen jedenfalls Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und die zuständigen Landesschulräte. Wie man langfristig an den Schulen mit der steigenden Zahl von Flüchtlingskindern – und damit mit immer mehr Kindern ohne bzw. mit wenig Deutschkenntnissen – umgehen will, wird noch zu Diskussionen führen. Eine stößt die Ministerin nun selbst an: Sie wird über die Verlängerung des Status der „Außerordentlichkeit“ nachdenken. Die Kinder hätten dadurch mehr Zeit, Deutsch zu lernen.

Derzeit funktioniert das so: Kinder, die über keine ausreichenden Deutschkenntnisse verfügen, erhalten laut Schulunterrichtsgesetz den Status der „Außerordentlichkeit“. Sie werden also nicht beurteilt und erhalten eine Extra-Sprachförderung im Ausmaß von bis zu elf Wochenstunden. Teils wird der Sprachförderkurs so abgehalten, dass eine Gruppe von Kindern den Klassenunterricht verlässt und gesondert arbeitet, zum Teil erfolgt er integrativ im regulären Unterricht durch einen Zweitlehrer. Derzeit ist die „Außerordentlichkeit“ auf zwölf Monate beschränkt und kann – wenn die Sprache „ohne eigenes Verschulden“ nicht ausreichend erlernt werden konnte – um ein weiteres Jahr verlängert werden. Die Ministerin sagt jetzt: „Wir müssen mit dem außerordentlichen Status im Hinblick auf die Flüchtlinge flexibel umgehen.“

Stoisits gegen Fremdsprachenklassen

Die neue Flüchtlingskoordinatorin für Schulen – die grüne Politikerin und Ex-Volksanwältin Terezija Stoisits – erklärte, dass sie die Etablierung eigener Fremdsprachenklassen nicht als ihre Aufgabe sieht. Die rund 5000 Flüchtlingskinder, die an den Schulen erwartet werden, würden vorrangig in Regelklassen integriert, sagte Stoisits im ORF-Radio. Darüber habe auch bei der Konferenz mit den Landesschulräten am Dienstag Konsens geherrscht. Der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger erneuerte unterdessen seine Forderung nach mehr Personal an den Schulen. Er rechnet damit, „dass wir wahrscheinlich hunderte neue Lehrerinnen und Lehrer in den Dienst nehmen müssen“.

Die SPÖ wird sich am Samstag wohl auch diesem Thema widmen: Bei einem Parteirat – zu dem bis zu 600 Parteimitglieder erwartet werden – wird sie ihre Standpunkte in der Bildung festmachen. (j.n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2015)

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