Musikverein: Chaillys klare Dispositionen

Riccardo Chailly.
Riccardo Chailly.(c) EPA (JAN�WOITAS)
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Am Mittwoch und Donnerstag spielt das Gewandhausorchester noch einmal Richard Strauss.

Drei Abende mit Strauss-Tondichtungen und Mozart-Konzerten absolviert das Gewandhausorchester Leipzig unter Riccardo Chailly im Wiener Musikverein. Zu Beginn eine Wiederbegegnung auch mit Radu Lupu, der seinen introvertierten Ton mittlerweile in extreme Bereiche vorantreibt: diesmal beinah den ganzen ersten Satz von Mozarts populärem Klavierkonzert KV 467 fast wie ein Selbstgespräch murmelnd, raunend, fernab jeglicher glänzender Virtuosität, die Mozart zur pianistischen Selbstdarstellung immerhin auch eingeplant hat.

Die karge, klare Spielweise Lupus legt die Handlungsstränge von Mozarts kompositorischer Eloquenz bloß – und, nebenbei bemerkt, auch jede kleinste technische Unsauberkeit. Doch stellten sich bald Dialoge mit den famosen Leipziger Musikern ein. Oboe und Fagott lieferten Bewundernswertes an Ton- und Phrasierungskultur (wie später bei Strauss noch das Englischhorn).

Absurd die minimalistische Streicherbesetzung. Erst „Don Juan“ und „Heldenleben“ gönnte man den satten Ton, den auch Mozart einst so geliebt hatte . . .

Bei Strauss entfaltete sich dann der Edelklang dieses Traditionsensembles prächtig. „Don Juan“ ist so siegessicher dahergestürmt wie der Komponist selbst, der sich mit dem „Heldenleben“ ein Denkmal gesetzt hat, in dem sich der Konzertmeister als kapriziöse Komponistengattin in Szene setzen darf: Frank-Michael Erben hat selbst die vertracktesten Kneifzangen-Capricci mit Noblesse erledigt.

Etwas mehr pittoreske Erzähllaune hätte beiden Tondichtungen gutgetan. Chailly liebt es freilich distanziert, sucht formale Klarheit, nicht zuletzt mittels rigider metrischer Organisation, die auch die herrlichste Melodie nicht über begrenzende Taktstriche hinwegfließen lässt. (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2015)

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