Griff nach den Sternen

Nicht wegzudenken aus der "Star Wars"-Galaxis: die passende Warenwelt. Ein Panorama.

Für manche Menschen ist gerade eine historisch wertvolle Woche angebrochen. Und selbst wenn sie wohl nicht Eingang in künftige Schulbücher finden wird, so macht zumindest die amerikanische Filmbranche gerade drei Kreuze: Am 18. Dezember ist nämlich der neue "Star Wars"-Film "Das Erwachen der Macht" in den US-amerikanischen Kinos angelaufen.
Und wie hat die Fangemeinde nicht auf diesen Film gewartet, kurioserweise in den USA sogar einen Tag länger als in Österreich, wo der Film bereits am 17. 12. startete. Zehn Jahre mussten seit dem bislang letzten Film "Star Wars: Episode III Die Rache der Sith" vergehen und ganze 32 Jahre warten schon diejenigen, die nach der "Rückkehr der Jedi-Ritter" wissen wollten, wie es mit Luke Skywalker und Co. auf der Leinwand weiter gehen würde. Denn die ursprüngliche Trilogie, die zwischen 1977 und 1983 in den Kinos zu sehen war, bildet inhaltlich ein Mittelstück. Die Vorgeschichte dazu kam zwischen 1999 und 2005 als Dreiteiler in die Kinos.

No risk, no fun. 32 Jahre, das ist eine lange Wartezeit. Zuletzt zog sie sich nochmals in die Länge, da die Produktionsfirma Lucasfilm zu Story, Produktion und Schauspielern des neuen Films nur tröpfchenweise Details bekannt geben wollte. Anders verhielt sich das in der Welt des kunterbunten Merchandising. Hier versüßten Spielzeug, Naschereien und natürlich auch die Mode die harte Wartezeit. In der Weihnachtszeit soll die Branche nun ihren Höhepunkt erreichen: von Moonboots mit "Star Wars"-Motiven über UGG-Boots im Darth-Vader-Design oder Samsonite-Koffern mit Darth-Vader-Antlitz, vom Lippenstift in Form eines roten Laserschwerts von Max Factor bis hin zum Lego-Adventkalender von "Star Wars" für jeden Geldbeutel, für jedes Geschlecht, für jedes Alter ist etwas dabei.


Die Walt Disney Company, die die Produktionsfirma Lucasfilm 2012 für etwas mehr als vier Milliarden Dollar übernommen hatte, schien mit jeder Art von Unternehmen kooperieren zu wollen; egal, ob groß oder klein, mit erstklassiger oder minderwertiger Ware. Hauptsache, die Kasse klingelt zum Schluss. Das müssen Labels, die mit Disney kooperieren wollen, dem Mickey-Mouse-Unternehmen auch garantieren. Ohne zugesicherten Mindestumsatz, an dem Disney prozentuell beteiligt wird, gibt es grundsätzlich auch keine Lizenz. Und kann ein Label nicht so viel verkaufen wie vorab garantiert worden war, wird der Umsatz einfach fingiert, damit Disney doch zu seinem Geld kommt. Ein Geschäft, das für die Labels durchaus mit Risiko behaftet ist. Doch: No risk no fun.
Das dachte sich auch das vergleichsweise kleine Berliner Label Malaikariss. In der deutschen Hauptstadt fiel es bisher mit seinen hochwertigen Strick- und Seidenoutfits auf, im Ausland hingegen ist es noch wenig bekannt. Das soll sich nun aber mit einer 20-teiligen Schmuckkollektion ändern, wenn diese zum galaktischen Blockbuster wird. "In der ersten Woche nach Verkaufstart konnten wir geschätzte 3000 Stück der Kollektion verschicken", erzählt Malaika Raiss stolz, Designerin hinter dem gleichnamigen Label. Die Bestellungen gingen nach Japan, Kanada, sogar in die Disneyzentrale im US-amerikanischen San Francisco. Nachbestellungen waren nötig, Kettenanhänger mit Joda-Antlitz oder als R2D2-Figur zeitweise ausverkauft.

(c) Beigestellt

"Ich glaube, die Frauen da draußen haben nur darauf gewartet, dass es endlich einmal ein ,Star Wars -Produkt exklusiv für sie gibt", erklärt sich die 30-Jährige den Erfolg, denn bisher wäre weltweit weder Echtschmuck noch Modeschmuck dieser Art verkauft worden. "Wahrscheinlich denken noch viele, ,Star Wars wäre ein Kinder- und Männerthema", meint Raiss. Dabei sei es doch ein modernes Märchen geschlechterneutral und altersübergreifend. Und ein Dauerthema. Bis 2020 hat Disney für jedes Jahr einen weiteren "Star Wars"-Film geplant. Perfekt für die Merchandising-Branche.

Welche Mächte führen uns? Perfekt auch für die Wanderausstellung "Star Wars Identities", die seit 2012 durch die Lande zieht und nach Kanada, Frankreich und Deutschland ab sofort bis Mitte April 2016 erstmals auch in Wien zu sehen ist. "Das Geheimnis hinter den Lucasfilmen und ihrer Langlebigkeit ist doch, dass wir uns in diesem Heldenepos wiederfinden und uns mit den Charakteren identifizieren", erklärt Sophie Desbiens, Kommunikationschefin der Produktionsfirma X3, die mit Lucasfilms für diese Ausstellung zusammengearbeitet hat.
Daher drehe sich bei "Star Wars Identities", in der über 200 Gegenstände, etwa Originalrequisiten und Kostüme sowie nun auch erstmals Figuren aus dem neuen Film zu sehen sind, alles um die Frage, wer wir sind, und welche Mächte uns formen und führen. Mit einem Chip am Handgelenk geht der Besucher durch die Ausstellung, informiert sich über Film und Charaktere und bastelt sich an zehn Stationen, die stellvertretend für die menschliche Identität stehen, den eigenen Charakter.
"Dabei gehen Kinder anders als ihre Eltern vor", erklärt Desbiens. Eltern würden sich darauf beschränken, wer sie tatsächlich sind, Kinder, wer sie sein wollen. Am Ende wird dem Besucher offenbart, welcher Charakter ihm am ehesten in den Filmen entspricht. Fast jeder Dritte der bisher 1,2 Millionen Besucher, so die Sprecherin, müsse dabei erkennen, dass er auf der dunklen Seite der Macht stehe. Nicht besonders verwunderlich. Schließlich soll die meistverkaufte "Star Wars"-Figur der wenig gewinnende Darth Vader sein.
Übrigens: Wer den historischen Tag verschlafen hat, bekommt möglicherweise noch eine Chance. Wird der Film auch in China zugelassen, könnte er bald wieder eine Riesenpremiere feiern. Ob dies aber geschieht, steht passenderweise noch in den Sternen.

"Star Wars Identities"

Die Ausstellung läuft noch bis April 2016.
www.starwarsidentities.at

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