Mit Big Data in die Zukunft schauen

Porträt. Stefan Bergsmann, Geschäftsführer von Horváth & Partners, erklärt, wie Steuerungsthemen und Digitalisierung die Beratungsbranche beschäftigen und was Jobeinsteiger erwartet.

Letztlich war es Zufall, dass Stefan Bergsmann Berater wurde. Denn als er in Politikwissenschaften promovierte, sagt der heute 44-jährige Geschäftsführer von Horváth & Partners, war Österreich gerade der EU beigetreten und er hatte sich in einem EU-Job gesehen. Doch dann traf er einen Studienkollegen, der in einer Beratungsfirma tätig war. „Die haben Leute gesucht. Ich bin eingestiegen und habe Freude am Projekt- und Beratungsgeschäft gefunden.“ 2004 kam er – auf der Suche nach einem großen Player – zu Horváth.

»„Ein Berater, der dauerhaft bei uns ist, muss sich vertiefen und früher oder später für gewisse Themen stehen.“ «

Stefan Bergsmann, Geschäftsführer von Horváth & Partners

War for Talents

Zu Beginn seiner Karriere hat die Beratung Bergsmann gefunden, jetzt ist er dabei, junge Berater zu finden, die sein aktuell 20 Mitarbeiter großes Team verstärken sollen. Das sei gar keine einfache Aufgabe. Nicht, dass es an passenden Kandidaten mangle. Im Gegenteil: Das Niveau der Einsteiger habe sich in den vergangenen Jahren enorm gesteigert, sagt er. Sie hätten top Studienerfolge, Auslandssemester und Praktika absolviert, sprechen mehrere Sprachen. Doch es gebe tatsächlich einen War for Talents.

Vom Junior zum Spezialisten

„Wir suchen Leute mit fachlicher Expertise und Erfahrung in Projektarbeit“, sagt Bergsmann. Letzteres aber fehle vielen Bewerbern, „denn viele von ihnen haben nur in der Linie gearbeitet“. Gefragt sind neugierige, offene Menschen mit Controlling- und Finance-Affinität, die konzeptionell stark sind und nicht auf Routinearbeit reflektieren. Denn Berater müssten hinterfragen und überlegen, „wie es in einem idealen Konzept anders sein könnte“. Willkommen sind ihm nicht nur Masters, sondern auch Bachelors. Allerdings nur für zwei Jahre als Juniors: Dann heiße es für die Bachelors: zurück an die Uni, um einen Master zu machen. „Ein Berater, der dauerhaft bei uns ist, muss sich vertiefen und früher oder später für gewisse Themen stehen.“ Schließlich würden die zu beratenden Unternehmen eher nach Spezialisten als nach Generalisten verlangen.

Mentoring statt Führung

Abgesehen davon funktioniere Führung in seinem Unternehmen nicht nach „Du musst“ oder „Du darfst nicht“. Überhaupt spreche er lieber von einem Mentoren- als einem Führungssystem. Jeder neue Berater bekomme einen Mentor. Der erarbeite mit dem Mentee Ziele, unterstütze ihn dabei, sich fachlich zu entwickeln, und berate ihn bei der Auswahl passender Projekte.

Sein Mentor, sagt Bergsmann, sei Altfrid Neugebauer, der für Österreich zuständige Horváth-Vorstand. Beinahe wöchentlich führen sie ein Mentor-Mentee-Gespräch. Diese Art der Führung sei weniger hierarchisch, partizipativer, kooperativer. Und das wiederum wirke sich auf die Unternehmenskultur aus.

Ein eigenes Lab für Big Data

Was Berater derzeit beschäftigt, sind Steuerungsthemen: Wie und mit welchen Kennzahlen werden Unternehmen geführt, wie das Berichtswesen und Planungsprozesse organisiert? „Die Krisenjahre und damit die Restrukturierungen und Kostensenkungen sind erledigt“, sagt Bergsmann. Viele Unternehmen würden jetzt wieder wachsen und auf dem Sprung vom Mittelständler zum globalen Player sein.

» „Die Krisenjahre und damit die Restrukturierungen und Kostensenkungen sind erledigt.“«

Stefan Bergsmann, Geschäftsführer von Horváth & Partners

Begleitet würde das Steuerungsthema vom Digitalisierungstrend. „Wie kann ich Unternehmen mit Big Data besser steuern, weil ich Daten habe?“, sei die Frage. Deshalb habe er zur Unterstützung der Berater die Teams im Backoffice erweitert: „Um ein eigenes Lab, in dem wir Physiker, Mathematiker und Data Scientists – Leute mit sehr strukturiertem Datenzugang – beschäftigen.“

Denn im Moment würden von den Unternehmen viele Daten auf Verdacht gesammelt, ohne genau zu wissen, was sie damit alles machen können. Im Lab würden Methoden entwickelt, damit Forecasts noch besser werden. Und mit diesen Daten könne man nicht nur die Vergangenheit beschreiben, sondern tatsächlich in die Zukunft schauen.

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