Was gibt's heute zu essen?

Meine ältere Tochter liest nicht nur meine Kolumnen, sondern sie liest auch die Kommentare, und sie lässt ausrichten: "Meine Mutter kann Pizza backen."

Ich hasse Kochen. Tut mir leid, wenn Sie der Titel der Kolumne diesbezüglich in die Irre geführt hat, aber tatsächlich gibt es nur eine einzige Tätigkeit im Haushalt, die mir genauso zuwider wie Kochen ist, und das ist Bügeln: Ob ich jetzt die Ärmel plätte oder Karotten schnipsle, ob ich mich mit dem Kragen plage oder mit dem Risotto – in jedem Fall beginnen mir die Zehen zu kribbeln, es pocht in meinen Ohren, und ich wünsche mich an einen Strand in der Karibik oder zumindest in den grauen Lesesessel im Schlafzimmer. Da beides nicht klappt, werde ich sauer.

Dass ich Kochen hasse, bedeutet allerdings nicht, dass ich es nicht kann, ein paar Gerichte gelingen mir sogar vorzüglich, Buchteln mit Vanillesauce etwa, Kalbsgulasch mit Serviettenknödeln oder gebackenes Gemüse, wie es uns in dem kleinen Lokal in Triest serviert worden ist. Und natürlich Pizza, hier kommen wir zum eigentlichen Anlass dieser Zeilen, denn neulich kam unsere Große zu mir und rief: „Da behauptet einer in den Kommentaren, du kannst keine Pizza backen!“ Sie war nachhaltig empört, noch empörter als damals, als ein Poster vermutet hatte, meine Kinder seien wohl ein bisschen schwer von Begriff, sonst würden sie mir ob meiner Inkonsequenz viel mehr auf der Nase herumtanzen.

Meine Töchter lesen nämlich nicht nur regelmäßig meine Kolumnen, sondern auch die Kommentare dazu.

In dem Fall hat jemand infrage gestellt, dass das von mir erwähnte Abendessen („Pizza ist fertig!“) selbst fabriziert sei – für den Poster offenbar nur ein weiterer Beweis dafür, dass ich als Mutter bzw. Ehefrau nichts tauge, was dann übrigens eine mir freundlicher gesinnte Leserin auf den Plan rief, die dann ganz richtig feststellte, dass es wohl auch einen Mann in der Familie gebe, der sich an den Herd stellen könnte.

Was er tatsächlich auch tut, dann bereitet er zum Beispiel Wienerschnitzel mit Kartoffelsalat oder Schweinsmedaillons mit Karotten zu. Und auch die Kinder beherrschen jeweils zwei, drei Gerichte: Eierspeis und Marillenpalatschinken die eine, Kartoffelpuffer, Schinkenfleckerln und Nudeln mit Tomatensauce die andere, wobei sie darauf beharrt, dass ihre Tomatensauce viel besser als meine schmeckt, sie lässt sie nämlich länger kochen und tut das Basilikum erst zum Schluss hinein. Sagt sie.

Geschenkt, mir schmeckt sowieso alles viel besser, was andere kochen, mein Ziel ist es, dass ich mich, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, selbstverständlich an den gedeckten Tisch setzen und fragen kann: „Und? Was gibt's heute zu essen?“

Und wehe, man serviert mir Tiefkühlpizza.

bettina.eibel-steiner@diepresse.com

diepresse.com/amherd

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2016)

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