Warum Öl noch billiger werden dürfte

Raffinierie Schwechat
Raffinierie Schwechat(c) Clemens Fabry
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Goldman Sachs glaubt, dass der Ölpreis sein Tief noch nicht erreicht hat. Bis Jahresende sollte er aber steigen.

Ein Fass Öl der Nordseesorte Brent kostete zuletzt knapp 35 Dollar, bei der US-Sorte WTI waren es etwa 32 Dollar. Zum Vergleich: Vor eineinhalb Jahren wurde Brent noch etwa um 110 Dollar gehandelt. Der drastische Kursverfall hat die Marktteilnehmer äußerst nervös gemacht, auch Aktien aus Branchen, denen ein niedriger Ölpreis eigentlich nützen würde, sind in die Tiefe gerissen worden. Kurzzeitig fiel der Ölpreis unter 30 Dollar. Inzwischen hat er sich ein wenig erholt. Ist das die Trendwende?

„Wir glauben, dass wir die Tiefststände beim Ölpreis noch nicht gesehen haben“, sagt Sandra Grabenweger-Straka von Goldman Sachs Asset Management. Die Investmentbank rechnet zum Jahresende mit einem Ölpreisstand von 50Dollar je Barrel. Dazwischen könnte es aufgrund des hohen Überangebots aber noch deutlich nach unten gehen.

„Wir glauben nicht, dass die Opec aktuell großes Interesse hat, die Fördermengen zu beschränken.“ Denn die großen ölexportierenden Staaten, allen voran Saudiarabien, wollen ihren Umsatz maximieren. Lediglich kleinere Märkte wie Venezuela, Ghana oder Mozambique würden die Förderung jetzt schon gern drosseln. Wenn der Ölpreis über ein Jahr auf einem Level von 30 Dollar bleibt, wäre auch die Verschuldung Russlands im Verhältnis zum BIP höher als aktuell budgetiert.


Macht Russland doch noch Druck? Das könnte die Regierung eventuell veranlassen, mehr Druck auf die Opec zu machen, um Fördermengen zu reduzieren und somit eine Stabilisierung beim Preis zu erreichen, meint die Expertin. Momentan mache dem Ölpreis auch zu schaffen, dass der Winter nicht sehr streng war, Chinas Wachstum niedrig sei und mit der US-Schieferölindustrie ein neuer großer Player auf dem Markt aufgetaucht sei.

Mittelfristig sollte das Überangebot abnehmen, da einige Anbieter aussteigen würden, wenn der Ölpreis etwa unter die 20-Dollar-Marke falle, meint Grabenweger-Straka. „Die 100 Dollar werden wir aber nicht so schnell wiedersehen.“

Für Rohstoffe generell sehen die Goldman-Experten nach wie vor keine rosige Zukunft. Für den Goldpreis erwarten sie in zwölf Monaten einen Stand von 1000 Dollar (zuletzt kostete eine Feinunze 1152 Dollar). Gold kaufe man aus Angst vor Inflation, und eine solche sei momentan kaum ein Thema. Steigende US-Zinsen machen Gold zudem unattraktiv. Goldman Sachs erwartet heuer drei US-Zinserhöhungen um je 0,25 Prozentpunkte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2016)

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