"Es kommt alles wieder"

Anne Pálffy handelt mit altem Schmuck. Über die Rückkehr der Diademe, unbehandelte Steine und typische Farben der Achtziger.

Was Nina Ricci 2015 als Trend angestoßen hat, nämlich zwei verschiedene Ohrringe zu tragen, konnten die 1910er-Jahre schon lang. Anne Pálffy deutet auf ein ungleiches Paar in einer Vitrine im Wiener Palais Schönborn, wo sie gemeinsam mit dem zeitgenössischen Echtschmucklabel Aenea eine Ausstellung gestaltet hat: ein Ohrgehänge mit einer tropfenförmigen Perle, das andere mit einem tropfenförmigen Diamanten, Asymmetrie als Programm und das eben schon früh. Anne Pálffy, Händlerin für Antik- und Vintageschmuck, kann so einiges über wiederkehrende Moden erzählen.

Sie ist Kunsthistorikerin, hat lang im Dorotheum und bei Sotheby s gearbeitet, ist seit vier Jahren mit ihrem Schmuckportfolio, das bis in die 1980er reicht, auf Messen und Ausstellungen unterwegs, in Hamburg, München, Salzburg... Immer öfter veranstaltet sie Schmuckcocktails, wo ihre historischen Stücke mit zeitgenössischen in einen Dialog treten und oft zeigen: "Alles kommt wieder."

Repetitiv. Derzeit werde etwa Schmuck aus den 1980ern immer beliebter, "was man vor fünf Jahren noch eingeschmolzen hätte, ist heute begehrt", erzählt sie und deutet auf ein Ensemble von Hemmerle München mit roten und blauen Steinen. "Diese Farbkombination ist typisch für die Achtziger." Typisch für die 1960er indes ist Türkis mit Gelb, wie es etwa Seaman Schepps vorzeigt.

Das Label hat viel Schmuck für die Kennedys entworfen, und seine Stücke haben "nach dem Zweiten Weltkrieg zu den ersten gezählt, die sich Frauen selbst gekauft haben". Während auch antike Diademe derzeit sehr beliebt sind, "vor allem im arabischen Raum und bei Russinnen", ist Schmuck aus der Art-déco-Zeit, der einmal begehrt war, heute schwieriger zu verkaufen.

Apropos Diademe: Viele Stücke, etwa Broschen in Blumenform, entstammen Diademen, die zerlegt worden sind. Auch variabler Schmuck sei nichts Neues, meint Pálffy und zeigt auf ein Collier aus dem 19. Jahrhundert. "Das kann man auseinandernehmen und auch als zwei Armbänder tragen." Besonders interessant findet die Schmuckhändlerin, wie sehr sich die Steine in den Stücken geändert haben.

Einerseits, weil Schliffe anders waren, unregelmäßiger "und dadurch sehr charmant", andererseits, weil Steine weder thermisch noch strukturell bearbeitet waren. Für alten Schmuck müsse man einen Hang zum Individualismus haben. "Bei einem Vintage-Stück fehlt ja oft der Wiedererkennungswert. Da sagt die Tischnachbarin dann nicht: ,Ah, Sie tragen Tiffany."

Tipp

Anne Pálffy kann man unter www.ap-jewellery.at kontaktieren.

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