Experiment mit Mode

Boutique war gestern. Die Kollektion von Atelier EB gibt es exklusiv in Kunstgalerien und Museen zu kaufen.

Pullover, T-Shirts, Pullunder, Hosen, Röcke, Schals, Mäntel, Hüte: Es gibt nicht viel, was das schottische Designduo Atelier EB nicht im Portfolio hat. Auch Schmuckstücke
finden sich, dazu Shorts, Schuhe, Kappen und sogar Kaschmirdecken. Angesichts der klaren Formensprache und prototypischen Schnitte, die Assoziationen zu traditionsreichen Labels wie Pringle of Scotland und Co. aufkommen lassen, könnte man den Stil ihrer
Kollektion als nachgerade klassisch, ja zeitlos beschreiben, zumal die Stücke oft aus hochwertigen Materialen wie Kaschmir oder Merino angefertigt sind.

Dazwischen tauchen aber auch Elemente der Alltagskultur auf und kulturgeschichtliche Verweise etwa auf Street- und Sportswear, verfremdete Logos wie das der traditionsreichen liberalen Edinburgher Tageszeitung "The Scotsman" oder die Bild- und Formensprache des schottischen Art-Nouveau-Architekten Charles Rennie Mackintosch.

Indie-Label. Doch solche Schubladisierungen interessieren die Masterminds von Atelier EB die in Brüssel lebende Künstlerin Lucy McKenzie und die Edinburgher Designerin Beca Lipscombe nur in zweiter Linie. "Wir lieben die Mode", sagen sie. "Aber wir versuchen, außerhalb des Systems zu bleiben, und erforschen Mode eher als experimentelles Feld." Die Startauflagen sind klein. Die Zusammenarbeit mit Kunstinstitutionen ermöglicht es, frei und unabhängig zu bleiben.

Dafür entwickeln sie dann Installationen in Form von Pop-up-Stores für Galerien oder Museen, oft parallel zu Ausstellungsprojekten von Lucy McKenzie, wie aktuell in der Wiener Galerie Meyer Kainer. In bester Do-it-yourself-Manier werden dafür Paravents mit handgefertigten Siebdrucken oder Trompe-l il-Malerei bespannt sowie Stellagen, KIeiderständer, und was es sonst noch für ein gelungenes Boutiquenimage braucht, aus MDF-Platten und Messingrohren gebaut. Sowohl Kleider und Accessoires als auch das Mobiliar sind käuflich erwerbbar.

McKenzie und Lipscombe sehen ihr Label als kulturtheoretisches Experiment. Mit dem System Mode haben sie wenig am Hut und weigern sich daher, Hochglanzinserate zu schalten oder Lookbooks im Saisonrhythmus vorzulegen. Umso mehr spielt für sie die Inspiration durch Vorreiterinnen der Emanzipationsbewegung wie Coco Chanel und Elsa Schiaparelli oder die  Auseinandersetzung mit "Scottishness" eine Rolle. Transparenz hat dabei oberste Priorität, sodass statt eigener Labels stets die Sticker der Produzenten aufgenäht werden. In diesem Sinn reflektiert die Kooperation mit kleinen Manufakturen schottischen, aber auch internationalen Spezialisten wie beispielsweise Mühlbauer aus Wien auch die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schottlands seit der industriellen Revolution.

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