Graz: Designansichten einer Stadt

Bildfläche. Tape Over aus Berlin kommen samt Tape-Kunstwerk nach Graz.
Bildfläche. Tape Over aus Berlin kommen samt Tape-Kunstwerk nach Graz.(c) LiaMia
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Im Grazer Jahreszyklus gehört der Monat Mai dem Design und all seinen Spielarten.

Sitz. Die „Weltanschauungen“ des Künstlers Ottmar Hörl nehmen Platz in Graz.
Sitz. Die „Weltanschauungen“ des Künstlers Ottmar Hörl nehmen Platz in Graz.(c) Lupi Spuma
Designfokus. Vor allem im Joanneumsviertel finden viele Events statt.
Designfokus. Vor allem im Joanneumsviertel finden viele Events statt. (c) Nikola Milatovic
Assembly Festival. Schuhdesignerin Carolin Holzhuber zeigt Kreationen.
Assembly Festival. Schuhdesignerin Carolin Holzhuber zeigt Kreationen.(c) Catharina Pavitschitz

So einen Ruf wird man schwer wieder los. Schön, wenn es ein guter ist. Graz und die dortige Design-Community haben sich über die Jahre konsequent eine Reputation erarbeitet. Und klar: Seitdem Kreativwirtschaft ökonomisch vielversprechender klingt als etwa Bergbau, schürfen die Strategen auch lieber nach Wertschöpfungsmöglichkeiten, die dort liegen, wo man im menschlichen Gehirn die Kreativität vermutet. So werden in der Steiermark nun auch weniger Erz und Kohle gefördert, dafür umso mehr Design samt Nachbardisziplinen. Für die Creative Industries Styria (CIS) ist das eines ihrer erklärten Ziele. Und deshalb lässt die CIS Designinteressierte gleich einen ganzen Monat rot anstreichen. Andere Städte haben ihre Designweeks: Eindhoven, Helsinki, Wien. Graz gönnt sich gleich einen ganzen Designmonat, nicht ganz so dicht, aber trotzdem reichlich bestückt. Mit Ausstellungen, Diskursen, Festivals, die Design in allen möglichen Facetten und Aspekte aufsplittern. Und diesmal auch mit einer Schiene, die direkt in die Stadt führt: „Design in the City“. Auch am Geschäft von Leonore Höfler in der Engen Gasse in der Altstadt führt das Programm vorbei. Dort verspricht sie schon seit 14 Jahren laut ihrem Geschäftsnamen: Mur, Modernes & Raritäten. Während des Designmonats können Besucher zwischen Designklassikern, Lobmeyr-Gläsern und Roland-Rainer-Stühlen auch Fotos betrachten. Eine Ausstellung zeigt, wie die „Weltanschauungsmodelle“ des Künstlers Ottmar Hörl an den unterschiedlichsten Orten von Graz Platz genommen haben. Immer genau dort, wo Design oder vielmehr „Design Thinking“ – schließlich ist es das diesjährige Motto des Designmonats Graz – eine Situation retten, lösen, erleichtern, verbessern könnte. Vom Schlossberg bis zur Murinsel richteten die „Weltanschauer“ Blick und Fokus auf die jeweilige Stadtsituation. Die Gesamtsituation jener Stadt, die sich nicht ganz unstolz auch Unesco-City-of-Design nennen darf, betrachtet dafür Leonore Höfler. Ja, Design spiele inzwischen schon eine wichtigere Rolle als früher, meint sie: „Wir betreiben unser Geschäft nun seit 14 Jahren. Und wir haben festgestellt: Das Verständnis und das Interesse an Design wächst. Der Boden für Design ist besser geworden.“ Auf diesem Humus sprießen nun auch die Ideen während des Designmonats besonders gut, selbst wenn sie für Ausstellungen und Festivals nur zu Gast sind – jedenfalls will Graz bei den verschiedensten Facetten von Design möglichst wenig auslassen.

Auswahl. Die Schau „Selected“ zeigt Trends im  Interieurdesign.
Auswahl. Die Schau „Selected“ zeigt Trends im Interieurdesign. (c) Mikkel Mortensen

Breites Programm. Die Ausstellung „Selected 2016“ zeigt Highlights aus der Trendkurve des Interieurdesigns, 47 Labels bestücken dafür jenen Teil des Designbegriffs, der sich am ehesten in Showrooms, auf Messen und in glänzenden Katalogen abbilden lässt. Anschließend wandelt sich die Designhalle zum Designsupermarkt: Damit man die Stücke auch zu Hause ganz privat noch weiter bestaunen kann. Assembly, das Mode- und Designfestival, versammelt neueste Arbeiten internationaler Designer und Künstler. Die Ausstellung „Slow – Schloss Hollenegg für Design in Schwanberg“ richtet die Aufmerksamkeit der Besucher von der Überholspur der Designdynamik auf die etwas bedächtigeren Routen: Entschleunigung, Langsamkeit, langsame Herstellungsverfahren – auch daraus entstehen nachhaltige und dauerhafte Ideen und Dinge. Doch nicht nur das Zeigen und Hinschauen sind behilflich beim gestalterischen Perspektivenwechsel: Auch das Darüber-Reden gehört dazu. Ein dichtes Diskursprogramm schließt die letzten Lücken im weitgespannten Begriff Design.

Tipp

Designmonat Graz 2016. Noch bis 29. Mai. Das Programm umfasst Festivals und Einzelveranstaltungen, die Design interdisziplinär verstehen und in Ausstellungen, Diskussionen und Events aufsplittern. Mehr Informationen unter www.designmonat.at

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