Die Stunde des Popsternchens

Eurovision Song Contest 2016
Eurovision Song Contest 2016(c) ORF (MILENKO BADZIC)
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Song Contest. Zoë Straub vertritt Österreich nächste Woche beim ESC in Stockholm. Dass dieser oft belächelt wird, macht ihr nichts aus, sagt sie.

Eine junge Brigitte Bardot nennen sie die einen. Eine blonde Pop-Elfe die anderen – oder auch das Mädchen mit dem goldenen Schmollmund: Es sind viele Bilder und so manche Fantasie („Austro-Lolita“), die auf die 19-jährige Zoë Straub projiziert werden.

So viele gar, dass sich Zoë, die Österreich kommende Woche beim Eurovision Song Contest (ESC) in Stockholm vertreten wird, immer wieder für das großteils von außen verpasste Image rechtfertigen musste. Sie sei „keine Barbiepuppe“ ließ sie via „Kleine Zeitung“ wissen und überraschenderweise auch „kein männermordender Vamp“ (Kurier).

Sondern eine junge Frau, erst 19, die auf der Bühne wesentlich älter und koketter wirkt als im persönlichen Gespräch. Da erscheint die Absolventin des Wiener Lycée Français (die bekanntlich beim ESC auch Französisch singen wird) zart und bescheiden, antwortet mit leiser Stimme – und nach zig Interviews so wohlüberlegt wie (sehr, sehr) brav.

Ein Beispiel? Die anderen Teilnehmer des Song Contest, die sie dank einiger Preshows schon kennt, sieht sie, wie es die unausgesprochene Diplomatie des ESC will, nicht als Konkurrenten (obwohl sie genau das sind: Von den je 18 Teilnehmern der Halbfinale kommen nur je zehn ins Finale). Vielmehr seien das alles „ganz liebe Leute und ganz verschiedene Charaktere, die die Leidenschaft zur Musik verbindet“. Ihr Favorit? „Ich finde viele ganz toll.“

Zoë ist sichtlich bedacht, Antworten zu geben, die nicht anecken. Man kann es irgendwie verstehen: Als Tochter des Songwriters und Papermoon-Gründers Christof Straub musste sie schon mehrfach den Vorwurf aushalten, ihre Qualifikation für den ESC sei eine ausgemachte Sache gewesen, von wegen Protektionskind, dem es der Papa (mit dem sie ihre Lieder schreibt) gerichtet hat. Der Boulevard interessiert sich rasend für ihr Privatleben (ihr Freund geistert als „Lover Kasper“ durch die Zeitungen), und im Netz ist Zoë, nachdem sie sich gegen die anderen hiesigen ESC-enthusiastischen Musiker durchgesetzt hat, eine Welle an Hass in Form von untergriffigen Postings entgegengeschwappt, die sie, wie sie einräumte, sehr verletzt hat.

Mit all dem muss man, auch wenn man aus einer Musikerfamilie kommt und schon als Kind beim „Kiddy Contest“ aufgetreten ist, erst klarkommen. Sie sei, sagt Zoë, nicht so frech wie Bloggerin Ronja von Rönne. „Ich bewundere sie dafür, dass sie etwas sagt, ohne darüber nachzudenken, welche Konsequenzen das hat.“ Und sie sei auch nicht ganz so cool wie die Makemakes, die Österreich beim Heim-Songcontest im Vorjahr vertreten haben. Sehr glücklos vertreten bekanntlich („Ich finde sie trotzdem supercool“) – insofern liegt die Latte nach null Punkten und dem vorletzten Platz für Zoë in diesem Jahr nicht sehr hoch. Einerseits. Andererseits schwebt aus österreichischer Sicht immer noch Conchita mit ihrem Sieg vor zwei Jahren über der kitsch- und windmaschinenaffinen Massenveranstaltung.

Eigentlich wollte Zoë schon im Vorjahr teilnehmen, schaffte dann aber die heimische Qualifikation nicht. Das eine Jahr habe ihr gutgetan, meint sie. „Ich konnte mich ein bisschen etablieren und mein Album herausbringen.“ Viele Leute stünden hinter ihr, andere reden ihre Teilnahme aber auch schlecht. Das sei schade, findet Zoë und sagt dann das, was man gewöhnlich auf negative Reaktionen antwortet: „Das motiviert mich eigentlich noch mehr.“

Dass der Song Contest von vielen belächelt wird, damit hat Zoë kein Problem. Denn wenn – bei den Halbfinale und dem Finale zusammen – „200 Millionen Menschen zusehen, kann es ja nicht so schlimm sein.“

AUF EINEN BLICK

Zoë Straub, Jahrgang 1996, vertritt Österreich beim 61. Eurovision Song Contest in Stockholm mit ihrem Song „Loin d'ici“.

Am Dienstag (10. Mai, 21 Uhr) tritt Zoë im ersten Halbfinale an, um sich für das Finale des ESC am Samstag (14. Mai, 21 Uhr) zu qualifizieren, das zweite Halbfinale findet am 12. Mai statt. Insgesamt kämpfen 36 Länder um den Einzug. Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien und Schweden als Veranstalter sind fix qualifiziert. ORF eins überträgt an allen drei Tagen ab 20.15 Uhr, Andi Knoll moderiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2016)

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