Rosenduft statt Gift und Galle

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Die Sortenwahl entscheidet, ob Ihre Rose alles, was Sie verlangen, auch liefert - wie dauernde Blüte, superben Duft und die Gabe, auch in schattigeren Bereichen zu gedeihen.

Während rundum die Natur nur so ins Kraut schießt und täglich mit neuen Blütensensationen aufwartet, erreicht die Volkskrankheit der Mieselsucht epidemische Ausmaße. Insbesondere in Politiksalons und Intellektuellenstuben scheint es nur noch Gift zur Vor- und Galle zur Nachspeise zu geben. Das Hauptgericht lässt man lieber aus, es müsste ja gekocht werden, und das bedeutete Anstrengung und Verantwortung. Viel zu riskant. Sollen die anderen machen.

Eine alte Bäuerin der Umgebung hatte in den seltenen Fällen, in denen sie von Grant befallen ihren Tag begann, eine erprobte Strategie. Sie verlasse an solchen Morgen sofort das Haus Richtung Garten oder Feld, meinte sie, ergreife einen Krampen, einen Spaten oder ein sonstiges nur mit Kraft, Geschick und Anstrengung zu führendes Gerät, suche eine zu erledigende Arbeit und habe spätestens nach einer halben Stunde schweißgebadet die Mieselsucht überwunden, ja nachgerade vergessen.


Weg zur Besinnung. Diesen Ratschlag zu befolgen erwies sich über viele Jahre hinweg als entschieden heilsam. Er wirkt immer. Ein paar Stunden festes Arbeiten, und der Mensch kommt wieder zur Besinnung. So wie in diesem prachtvollen, besonders satten Juni, wenn man denn das gramgebeugte Haupt erheben und sich umblicken wollte: Trotz diverser Widernisse, die im Übrigen nur durch festes Arbeiten und Leistungerbringen, aber sicher nicht durch Jammern überwunden werden dürften, befinden wir uns alle miteinander dem Elysium sehr viel näher als dem Orcus.

Der Juni ist so besonders schön, weil der Frühling feucht und selten bis nie von trockener Hitze heimgesucht war. Das darf dieser Tage noch an der bereits vergehenden ersten großen Rosenblüte abgelesen werden, die kaum je fulminanter war. Da sich um diese Königin der Blumen die meisten Ihrer geschätzten Leseranfragen drehen, folgt hier eine Erläuterung mit der Aufmunterung, egal, welcher Stimmung, den Spaten zu schultern und gleich noch mehr Rosen zu pflanzen.

Die Entscheidung, welche es sein sollen, kann Ihnen niemand abnehmen, doch ein paar Tipps mögen diese erleichtern. Denn die Wahl der Sorte ist für mehrere Aspekte entscheidend und für das Gedeihen der Rosen ausschlaggebend. Nicht nur die favorisierte Blütenfarbe sollte Ihre Wahl lenken, bedenken Sie auch Wuchsform, Standort und die Frage, ob Sie einmal pro Jahr eine Blütenorgie der Sonderklasse erleben oder ob Sie etwas weniger, doch immer wieder Rosenblüten sehen wollen.


Im Namen der Rose. Die einmal blühenden Rosensorten sind meist älteren Entstehungsdatums. Viele Kletterrosen zählen dazu, insbesondere jene, die man Rambler nennt und die sehr schnell sehr hoch hinauswachsen und ganze Mauern, Gebäudeteile und Bäume überwuchern, wie die Sorten Bobby James, Paul's Himalayan Musk, Albertine, Paul Noel und viele mehr. Es gibt jedoch auch eine ganze Reihe öfter blühender Rambler, wie New Dawn, Super Dorothy, Alberic Barbier und Guirlande d'Amour, um nur ein paar zu nennen. Die Frage, ob die Rose einmal oder dauernd blühen soll, ist also zu Beginn zu beantworten. Dasselbe gilt für Strauch- und Beetrosen.

Dann zum Duft: Auch der kann ein Faktor für die Entscheidung werden. Manche Rosensorten duften gar nicht, andere riechen besonders intensiv. Normalerweise ist all das auf dem Rosenetikett angegeben, doch da es nicht sehr schwierig ist, eine spezielle Wunschrosensorte aufzutreiben, mache man sich am besten via Internet schlau und halte dann nach der einen gewählten Sorte Ausschau.

Zum Standort: Die überwältigende Mehrheit der Rosen fühlt sich in voller Sonne und in gut durchlüftetem Areal am wohlsten. Doch gibt es auch sogenannte Schattenrosen, die selbst mit ein paar wenigen Sonnenstunden pro Tag ihr Auslangen finden. Die alten Sorten Madame Hardy sowie Madame Alfred Carrière sind solche, auch die Kletterrosen Veilchenblau, New Dawn, Rosarium Uetersen sowie die meisten Albarosen gedeihen an weniger sonnigen Plätzen durchaus recht gut. Auch das stellt nur eine kleine Auswahl der Möglichkeiten dar, und Sie werden mehr finden, wenn Sie tiefer in das Rosenuniversum eindringen.

Wenn sie einmal gepflanzt sind, wird es nie langweilig mit ihnen, und wer sich in seiner köstlichen Freizeit unter anderem der Leidenschaft des Rosenschneidens, Aufbindens, Düngens, Betrachtens und Riechens hingibt, immunisiert sich damit gleichzeitig garantiert auch gegen Mieselsuchtattacken aller Art.

Rosensystematik. Die ist so kompliziert und umfangreich, dass wir sie hier platzmäßig nicht entsprechend erläutern können. Aber ein fundiertes und umfangreiches Rosen-Nachschlagwerk zeigt, wie viele Möglichkeiten offenstehen.

Rosenduft. Welche Duftrose am besten riecht, ist selbstredend Geschmackssache. Doch ganz vorn in der Dufthierarchie liegen Sorten wie Gertrude Jeckyll, Colette, Graham Thomas und, ach!, viele mehr.

Rosenkrankheiten. Es soll nicht verschwiegen werden, dass Rosen, die nicht optimal stehen, gern diverse Krankheiten einfangen. Deshalb robuste Sorten wählen, gut platzieren, ordnungsgemäß düngen, dann gibt es kaum Scherereien.

Die Glühwürmchen alias Leuchtkäfer fliegen und glimmern bereits durch die lauen Juninächte, und wer dem zauberhaften Tanz beiwohnen will, hat nur ein paar wenige Wochen Zeit dafür. Die Leuchtperiode der Lampyridae endet etwa Mitte Juli. Dann ist das Spektakel wieder für ein Jahr vorbei. Rund um den 24. Juni geistern die Glühwürmchen fast immer schon durch Gebüsche, Parks und Wiesen, weshalb sie im Volksmund Johanniskäfer heißen. Apropos: Die Sommersonnenwende steht bevor, die längsten Tage des Jahres sind bald wieder Vergangenheit. Jeden Moment davon auskosten, sollte die Devise lauten. Wer Glühwürmchen sichtet: Die Umweltberatung freut sich in Kooperation mit dem Institut für angewandte Biologie & Umweltbildung über Online-Meldungen für ihre Glühwürmchen-Blinkkarte.

www.umweltberatung.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2016)

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