"Fürchtet Euch nicht!"

Papst Franziskus in Krakau
Papst Franziskus in KrakauReuters
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Papst Franziskus erinnert in Krakau an den Wahlspruch seines Vor-Vorgängers Johannes Paul II.

Mit dem Wahlspruch seines Vor-Vorgängers Johannes Paul II. hat sich Papst Franziskus am Mittwochabend an tausende Jugendliche in Krakau gewandt. "Fürchtet Euch nicht!" rief er den etwa 16.000 jungen Menschen aus aller Welt zu, die sich unter dem Fenster des Bischofspalasts in Krakau versammelt hatten. Das "offizielle" Programm des Papstes auf dem Weltjugendtag sollte erst am Donnerstag beginnen. Papst Franziskus sieht die Welt derzeit in einem Kriegszustand. "Wir dürfen keine Angst haben, die Wahrheit zu sagen: Die Welt ist im Krieg, weil sie den Frieden verloren hat", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche schon im Vorfeld seines Besuchs. Franziskus stellte klar, dass er aber nicht von einem Krieg der Religionen spreche.

"Es ist ein Krieg um Interessen, ein Krieg um Geld, ein Krieg um Ressourcen der Natur. (...) Ich spreche nicht von einem Krieg der Religionen." Alle Religionen wünschten sich Frieden. Zuletzt hatte ein mutmaßlich islamistischer Anschlag auf eine katholische Kirche in Nordfrankreich die Öffentlichkeit erschüttert.

Schweigeminute unter dem Fenster

Mit dem "Gespräch unter dem Fenster" knüpfte er dann in Krakau an eine Tradition Johannes Paul II. an - und begann mit dem Aufruf zu einer Schweigeminute für den 22-jährige Maciej Ciesla. Der Grafikstudent hatte als Freiwilliger den Weltjugendtag mit vorbereitet und war an Krebs erkrankt. "Alle Zeichnungen auf den Fahnen sind von ihm. In dieser Arbeit hat er seinen Glauben gefunden", sagte Franziskus. "Er wollte bis zur Ankunft des Papstes leben. In der Straßenbahn (mit der der Papst zum ersten Gottesdienst mit den Teilnehmern des Weltjugendtags fährt) war ein Platz für ihn reserviert. Er starb am 2. Juli."

"Ihr glaubt vielleicht, der Papst verdirbt euch den Abend", sagte Franziskus angesichts des ernsten Themas. "Aber wir müssen uns an gute und schlimme Dinge gewöhnen. So ist das Leben, junge Freunde."

Wallfahrt zur Schwarzen Madonna

Am zweiten Tag seines Polen-Besuches wird Papst Franziskus am Donnerstag im Wallfahrtsort Tschenstochau erwartet. Die Stadt im Süden Polens - rund 120 Kilometer von Krakau entfernt - gehört zu den bekanntesten Wallfahrtsorten weltweit. Dort befindet sich die Schwarze Madonna; das rund 600 Jahre alte Gnadenbild der Mutter Gottes gilt als Nationalheiligtum Polens.

Franziskus will - wie jährlich Millionen Pilger - zur Madonna beten. Zudem will er dort eine Messe zum 1050. Jahrestag der Christianisierung Polens feiern.

Am Nachmittag will sich Franziskus in Krakau mit den Teilnehmern des Weltjugendtages treffen. Im Blonia-Park nahe der Altstadt ist dazu eine große Begrüßungszeremonie geplant, zu der Zehntausende erwartet werden. Zu dem Gelände fährt Franziskus gemeinsam mit einem Dutzend behinderter Jugendlicher in einer Straßenbahn.

Papst Franziskus mit dem polnischen Präsdient  Andrzej Duda
Papst Franziskus mit dem polnischen Präsdient Andrzej Duda Reuters

Kritik an der polnischen Regierung

Zum Auftakt seines fünftägigen Polen-Besuches hatte Franziskus die national-konservative Regierung des EU-Landes zur Aufnahme von Flüchtlingen aufgefordert. Es sei die "die Bereitschaft zur Aufnahme derer notwendig, die vor Kriegen und Hunger fliehen", sagte er am Mittwoch bei einem Treffen mit der polnischen Staatsspitze um Präsident Andrzej Duda und Regierungschefin Beata Szydlo in Krakau. Diejenigen, die ihrer Grundrechte beraubt seien oder des Rechtes, in Freiheit und Sicherheit den eigenen Glauben zu bekennen, benötigten Solidarität.

Polen, ein tiefkatholisches Land, weigert sich im Unterschied zu anderen EU-Staaten, in nennenswertem Umfang muslimische Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien, dem Irak oder Afghanistan aufzunehmen. Dies hatte Regierungschefin Szydlo vor dem Hintergrund der jüngsten Anschläge in Deutschland und Frankreich vor kurzem bekräftigt.

Auch zwischen dem Papst und konservativen Kirchenvertretern des Landes knirscht es, da Franziskus einigen zu liberal ist. Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz betonte nach einem Treffen mit dem Papst allerdings, dass Franziskus nicht nach Polen gekommen sei, um die Bischöfe zu kritisieren.

Besuch in Auschwitz-Birkenau 

Der Weltjugendtag mit mindestens einer halben Million Teilnehmern war am Dienstag gestartet, bis Sonntag wollen die Gäste aus 187 Staaten gemeinsam feiern und beten. Auch der Papst bleibt bis Sonntag und plant bis dahin mehrere Begegnungen mit den Pilgern aus aller Welt. Am Freitag will der Argentinier das ehemalige deutsche NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau besuchen und dort Holocaust-Überlebende treffen.

(APA/dpa)

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