Herren und Damen der Ringe

Stimme. Plácido Domingo: Träger des Staatsoper-Ehrenrings.
Stimme. Plácido Domingo: Träger des Staatsoper-Ehrenrings.(c) Beigestellt
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Wenn Häuser wie das Burgtheater und die Staatsoper Künstler zu Ehrenmitgliedern ernennen, bedeutet das eine nicht alltägliche Auszeichnung, der in einem Land wie Österreich besonderer Stellenwert zukommt.

Vernetzt. Ehepaar Wagner (r. u. l.) mit Brandauer und Bergmann.
Vernetzt. Ehepaar Wagner (r. u. l.) mit Brandauer und Bergmann. (c) Beigestellt

Immerhin sind beide Theater Erben eines imperialen Kulturbewusstseins, das diesem Land lang über das Ende der Monarchie hinaus seinen Stellenwert in der ­zivilisierten Welt gesichert hat. Dass das Burgtheater immer noch Burgtheater heißt, also seinen Bezug zur kaiserlichen Residenz noch erahnen lässt, sagt viel über den Geist aus, der nach wie vor im Spiel ist. Ein Blick auf die Liste der Ehrenmitglieder der Staatsoper, die den Ehrenring in jüngster Zeit verliehen bekommen haben, verdichtet das Bild. So wurden früher Direktoren des Hauses bei ihrem Abgang sozusagen automatisch zu Ehrenmitgliedern. In einem Fall hat man auf die Verleihung aber vergessen: 1984, anlässlich des überstürzten Abgangs des dirigierenden Intendanten Lorin Maazel. Dieser hat in seiner kurzen Amtszeit jedoch Weichen gestellt, die für den Betrieb der Staatsoper bis heute verbindlich geblieben sind. Wenige Monate vor dem Tod des Maestros hat Staatsoper-Chef ­Dominique Meyer die Scharte ausgewetzt: Maazel konnte den Ehrenring des Hauses entgegennehmen, eine Maazel-Büste steht im Schwind-Foyer, neben den Porträts der dirigierenden Direktoren von Mahler bis Karajan. Ehrenring-Träger ist auch Neil Shicoff, der manch wichtige Premiere und viele Repertoireaufführun­gen mitgestaltet hat – und der in der Wiener Kulturpolitik sogar eine Zeitlang als „papabile“ gegolten hat; um ein Haar wäre er Staatsoper-Direktor geworden. Ehrenmitglieder sind selbstverständlich auch Shicoffs Tenor-Kollegen José Carreras und Plácido Domingo, der heuer das 50-Jahr-Jubiläum seines Wiener Debüts feiert: auf der Bühne als Sänger, als Dirigent im Orchestergraben. Mit seiner Vielseitigkeit ist er für die Wiener Oper, was ein Klaus Maria ­Brandauer für die Burg ist. Einer, der das Wiener Opernleben beinah ebenso lang  – und noch intensiver als Domingo  – mitgeprägt hat, war Alfred Šramek, der von der Minipartie bis zu Mozarts "Figaro" das größte Spektrum abzudecken wusste, das ein Ensemblemitglied nur beherrschen kann. Selbst in kleinsten Rollen hat er gekonnt Pointen gesetzt und die Aufführungen bereichert. Dafür hat er 2014 den Ehrenring angesteckt bekommen, der – als Institution – auch den Mitgliedern der Wiener Philhar­moniker verliehen wurde, in ihrer ­Eigenschaft als Staatsoper-Orchester, das maßgeblich zur Weltgeltung des Hauses beiträgt.

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