Roshi Porkar: Auf dem Sprung

Fokus. Künftig wird Arbesser sich noch stärker seinem ­Label widmen.
Fokus. Künftig wird Arbesser sich noch stärker seinem ­Label widmen.(c) Christine Pichler
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Modepreis in Hyères, Show in Berlin, Woolmark-Finale: Eine neue Aufgabe in Paris steht nun als nächste Etappe im Werdegang von Roshi Porkar an.

Um jeden Preis ein eigenes Label gründen und als Kreativunternehmerin ihr Ding durchziehen: Auf der Prioritätenliste von Angewandte-Absolventin Roshi Porkar war das nicht so weit oben angesiedelt wie bei manchen ihrer Mitstudenten und Kollegen. „Ich habe großen Respekt vor allen, die ihr Label erfolgreich aufbauen, und stelle mir das langfristig als sehr erfüllend vor“, betont sie. „Es ist jedoch nicht unbedingt mein Weg. Und ich habe absolut kein Problem damit, Teil eines Teams zu sein.“
Genau darauf hat sich die junge Wienerin in den vergangenen Wochen vorbereitet, die Umzugskartons sind schon im Laufe des Sommers nach Paris gewandert: In der unangefochtenen Mode-Welthauptstadt hat Roshi Porkar nämlich bereits vor Wochen einen Posten im Designteam von Kenzo angetreten, und sie blickt ihrer neuen Aufgabe voll Zuversicht entgegen.

Freundeskreis. Allein, Wien werde ihr künftig bestimmt sehr fehlen, und zwar in erster Linie wegen des großen Freundeskreises, der ihr hier Rückhalt und Inspiration gleichermaßen bietet: „Ich habe ein tolles Wiener Umfeld – dazu gehören viele Leute, die sich beim Studium an der Angewandten und Bildenden kennengelernt haben.“ Man setze gemeinsam Projekte um, bespreche vieles ausgiebig, frage einander um Rat, helfe zusammen. „In den letzten zwei Jahren haben wir oft gemeinsam an Projekten gearbeitet. Dieser Austausch und die Verbindung mit den Menschen, denen ich vertraue und auf die ich höre, ist mir wichtig.“

Fotografen, Musiker, bildende Künstler und Designer in Wien oder eben solche, die hier ihre Ausbildung absolvierten und später ins Ausland gingen: Solche Menschen gehören zum näheren Umfeld von Roshi Porkar, manche davon – etwa Malerei-Shootingstar Christian Rosa – leben mittlerweile selbst im Ausland. Dass ein Lookbook-Shooting für Porkars bislang letzte Kollektion von der bekannten Fotografin Irina Gavrich schnell einmal nach Los Angeles verlegt wird, wo Rosa und einige andere Wiener Künstler leben, ergibt sich aus der Dynamik dieser Truppe.

Man könnte an dieser Stelle fast versucht sein, an die Wiener Werkstätte zu denken, und das kann Roshi Porkar auch nachvollziehen. Dennoch: „Ich würde das nie bewusst ansprechen, weil das Konzept so überstrapaziert wird. Aber ja, ich mag die Idee, in einem Kreis von Personen zu arbeiten, die gemeinsam etwas schaffen wollen und wo vieles auf Austausch basiert.“

Außenwirkung. Ungeachtet ihrer Begeisterung für ihr Wiener Leben war Porkar aber bald klar, dass sie für eine Karriere in der Modebranche nach draußen gehen muss. „Eine der Motivationen, mich für Hyères zu bewerben, war, eine relevante Referenz für eine internationale Bewerbung vorweisen zu können.“ Als sie in Hyères den Chloé-Modepreis gewann, wurde Mercedes Benz auf sie aufmerksam: Es folgte eine Modeschau mit ihrer überarbeiteten Diplomkollektion bei der Berliner Modewoche, Medienpräsenz im Ausland. Noch im Juli dieses Jahres war sie Finalistin beim reputablen Woolmark-Modepreis, da war ihr neuer Job in Paris aber schon beschlossene Sache.

Auf sie aufmerksam geworden waren die Kenzo-Chefdesigner Humberto Leon und Carol Lim übrigens als Jurymitglieder in Hyères. Insofern hat sich Porkars Strategie als absolut zielführend erwiesen. Auf ihre Rolle in einer zum großen LVMH-Konzern gehörenden Marke ist sie übrigens gut vorbereitet: „Allzu konzeptlastiges Arbeiten liegt mir nicht. In der Mode geht es nicht darum, was der Designer sich beim Entwerfen gedacht hat, sondern um ein Produkt, das den Kunden gefallen soll. Modemachen soll meiner Meinung nach nicht prätentiös sein, und ich bin gegen überintellektualisierte Kleidung.“ Das sitzt – und wird in Paris bestimmt nicht ungern gehört werden.

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