Fahrrad: Handwerk und Beinarbeit

Werkbank. Harald Cap (r., neben Oliver Toman) baut Fahrradrahmen.
Werkbank. Harald Cap (r., neben Oliver Toman) baut Fahrradrahmen.(c) Beigestellt
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23 Teile aus 23 Bezirken: Wiener Manufakturen bauen an einem neuen Stadtfahrrad.

So richtig fertig war das Fahrrad noch nicht, als dieser Text entstand: Daniel Reinhartz, Wiener Fahrraddesigner und -fachmann, schraubte zu diesem Zeitpunkt nämlich noch an dem zweirädrigen Gefährt herum, setzte die Teile zusammen, die er in den Wochen zuvor ringsum in Wien quasi eingesammelt hatte. Immerhin: Präsentiert wird das Rad verlässlich am 21. Oktober auf der Wiener Fahrradschau. Und, ebenfalls verständlich: 23 Wiener Manufakturen waren Lieferanten der Teile, die Reinhartz zum etwas anderen „Citybike“ verbaute. Die Idee, ein Fahrrad (fast) vollständig in Wien zu produzieren, stammte vom Grafikdesigner Oliver Toman, ebenfalls – selbstverständlich! – Fahrradenthusiast: Er wollte schon des Längeren ein „Wiener Fahrrad“ bauen, angefertigt in den Bezirken und Werkstätten der Stadt.

Begeisterung. Die Idee kam Oliver Toman (r.) und Daniel Reinhartz (l.).
Begeisterung. Die Idee kam Oliver Toman (r.) und Daniel Reinhartz (l.).(c) Beigestellt
Druck. Der Bremshebel wurde mit einem 3-D-Printer gedruckt.
Druck. Der Bremshebel wurde mit einem 3-D-Printer gedruckt.(c) Beigestellt

James Murphy und die Bay Bridge. Toman fand unwahrscheinliche Unterstützung. Der niederländische Brauereikonzern Heineken finanzierte die Umsetzung des Projekts im Zuge der „Cities“-Kampagne des Unternehmens, welche New Yorkern etwa schon U-Bahn-Signaltöne von LCD-Soundsystem-Frontmann James Murphy bescherte oder in San Francisco die Bay Bridge mit LEDs zur Lichtinstallation verwandelte. Toman ging das Fahrradprojekt schließlich zusammen mit Reinhartz an: Ersterer eher als Konzeptgeber, Letzterer als Vermittler und Connaisseur der Werkstätten. Getauft wurde das Stadtrad Ridentity. Ein wenig erinnert das – natürlich in puncto Marketing hochpolierte – Vorhaben an das Buch „Wiener Mechanikerräder“ (Verlag Brüder Hollinek), das die Fahrradproduktionskultur der Hauptstadt von einst porträtiert. Inspiration haben sich Toman und Reinhartz daraus sicherlich geholt. Das Ridentity-Stadtfahrrad entstand nun nicht nur in klassischen Werkstätten (der Firma Renghausen in Wien-Landstraße etwa, die schon für das Michaelertor der Hofburg verantwortlich zeichnete), sondern auch bei Fahrradspezialisten und Designern der Stadt, die einerseits mit ihrem Fachwissen, andererseits mit ungewöhnlichen Produktionsmethoden halfen, die einzelnen Bestandteile anzufertigen.

Kooperation. Werkstätten und Kreativschmieden halfen zusammen.
Kooperation. Werkstätten und Kreativschmieden halfen zusammen.(c) Beigestellt

Im Moment soll es einmal bei einem Prototyp bleiben, heißt es bei Ridentity, immerhin sei die Produktion desselben immens aufwendig gewesen: Man habe keine Kosten und Mühen gescheut, damit die beteiligten Betriebe mit guten Materialien arbeiten konnten. Das Wissen um das vorhandene Know-how in der Stadt bleibt jedenfalls erhalten.

Tipp

Wiener Fahrradschau. Marx-Halle, 21.–23. Oktober, www.wienerfahrradschau.at

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