Wenn ein O’ den 50er feiert

Marc O’Polo setzt im Jubiläumsjahr auf elf Künstler. Walter Schmögner ist einer von ihnen.

Ein üppiger Hut mit Straußenfedern auf dem Kopf, ein Hund unter dem Arm, einer in der Tasche, ein ganzer Schminktisch, Perücken, unzählige Koffer und Taschen und auch noch ein Papagei im Käfig sowie ein Goldfisch im Glas. Wer sich so auf eine Flugreise begäbe, müsste nicht nur Unmengen für das Über- und Sondergepäck berappen, sondern auch mehrere helfende Hände zum Koffertragen parat haben. 1970 ist diese Tuschezeichnung des österreichischen Künstlers Walter Schmögner entstanden, inspirieren ließ er sich von dem damals größten Passagierflugzeug der Welt – der Boeing 747. Die Flugzeuge sind mittlerweile zum Teil größer, die Gepäckstücke kleiner geworden. Die Zeichnung jedoch nicht aus der Mode gekommen. Vielmehr ziert sie jetzt einen Pullover der Jubiläumskollektion des Labels Marc O’Polo.

Die Geschichte des O’. Das zum Markenzeichen gewordene O’ steht im Mittelpunkt der Feierlichkeiten – dabei ist es nur durch Zufall entstanden. Im Sommer 1967 gründeten die beiden Schweden Rolf Lind und Göte Huss sowie der in Stockholm lebende Amerikaner Jerry O. Sheets das Modelabel, das sie nach dem Entdecker Marco Polo nannten. Nachdem Sheets Name versehentlich mit einem O’ geschrieben worden war – ganz so, als wäre er Ire –, entschieden sie sich kurzerhand, diese Anekdote in ihren Markennamen zu integrieren. Diesem berühmten O’ wurde mit elf Künstlern – darunter Grafiker Jean Jullien, Street-Artist André Saraiva, Illustratorin Langley Fox und eben Walter Schmögner – neues Leben eingehaucht. Schmögners Tuschezeichnungen entstanden bis in die 1970er-Jahre. Bereits mit 20 Jahren hatte er seine erste Ausstellung in der Galerie 33 Stufen in Wien – und damals schon 200 Werke geschaffen. In dieser Zeit entstand auch „Das Drachenbuch“ – ein Klassiker der Kinderliteratur, der sich eine Million Mal verkaufte und mittlerweile sogar in Japan erschienen ist.
Mode und Kunst, das passt für den 73-Jährigen eigenim Grunde nicht zusammen. Denn: Trends folgt er nicht. „Um Gottes Willen, ich bin Individualist. Es ist noch nie vorgekommen, dass ich mich irgendwo anhänge.“ Trotzdem ist er davor schon mit der Modeindustrie in Berührung gekommen. 1968 etwa hat er Werbekampagnen für Humanic gestaltet und stand für TV-Spots sowie Printsujets auch selbst vor der Kamera. In den 1960er-Jahren hat er zudem T-Shirts mit Sprüchen wie „Au!“, „Voomp“, „Uff!“ und „I like Schmögner“ entworfen, die er auch selbst trug. 30 bis 50 Shirts, schätzt der Maler, Zeichner und Illustrator, habe er damals hergestellt: „Das sind alles Originale, die ich mit der Hand gemalt habe. Echte Schmögners sozusagen.“

Vielseitig. Seit seiner „Ära der Federzeichnungen“ hat sich viel getan. Nach den detailgenauen Tuschezeichnungen kamen wilde Leinwandmalereien, Architekturarbeiten, aber auch düstere Zeichnungen und Installationen. „Ich mag das Makabre und Eigenartige. Das Zwiespältige in meinen Bildern, sodass man gar nicht genau weiß, worum es geht“, erklärt Schmögner seine Werke. Momentan arbeitet er mit Kohle auf Leinwand. Stolz ist er nicht nur auf bestimmte Arbeiten, er sieht seine Werke als Ganzes. „Das Wesentliche ist, dass ich mich immer verändert habe. Es gibt Künstler, die bleiben im Erfolg stecken. Dann bist du gefangen. Ich wollte meine Freiheit“, blickt der Künstler auf seine Karriere zurück.

Inspirationen und Ideen entstehen im Kopf, danach überlegt er, was er daraus machen kann. Schaffenspausen gibt es dabei aber immer wieder. „Ich bin kein Handwerker. Manchmal kommt man nicht weiter.“ Ein Buch zu lesen oder spazieren zu gehen, kann dann wahre Wunder bewirken. „Wenn man in einem Tief ist, dann macht man am besten nichts, sonst entstehen nur Katastrophen – wobei, das ist ja auch nicht schlimm, man kann sie ja übermalen."

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