„Jeder denkt das eine, doch dafür ist's zu heiß“

Sommerhit und Urlaub
Sommerhit und Urlaub(c) imago/Westend61 (imago stock&people)
  • Drucken

Vergessen wir Bamba und Bamboleo, hören wir lieber Songs, die von Hitze handeln.

Unter den Argumenten, die gegen den Sommer vorgebracht werden, ist der Sommerhit vielleicht das schlagendste: Er wurmt die Ohren mit All-inclusive-Melodien, klappernden und klatschenden Geräuschen und jener schalen Bacardi-Lebensfreude, die bewusste Menschen in den sinnlosen Alkoholismus treibt. Bamba, Bamboleo, Bailanda, Mambo, Macarena, Malibu, das muss und soll nicht sein. Strada del sole sowieso nicht. Höchstens Mosambik, wenn Bob Dylan darüber singt. Oder doch lieber, vom selben Album („Desire“), die Abenteurererzählung „Isis“, mit der Ansichtskartenzeile: „We came to the pyramids all embedded in ice.“

Ja, das kühlt. Man kann aber auch, und das raten wir hier, Songs suchen, die die Hitze besingen. Erst recht, sozusagen um das Feuer mit Benzin zu bekämpfen, wie es David Bowie in „Cat People“ ausdrückt. Dem Österreicher fällt da sofort Falcos „Zuviel Hitze“ ein: „Zu heiß für mich in dieser Stadt. Zuviel Hitze, und dann friere ich.“ Ein Jahr davor, 1981, erschien ein Lied, das auch heute noch bei Temperaturen über 30 Grad gern zitiert wird: „Sex in der Wüste“ von Ideal, mit der Zeile „Jeder denkt das eine, doch dafür ist's zu heiß.“ Weniger direkt fassten die Talking Heads 1980 in „Born under Punches (The Heat Is on)“ die Ambivalenz der Hitze: „All I want is to breathe“, singt David Byrne zu einem hypernervösen Rhythmus, dessen kinetische Energie sich direkt in Wärme zu verwandeln scheint.

„Heatwave“. Aus einer Zeit, in der die Hitze noch einen guten Namen hatte, stammt „Heatwave“ von Martha & The Vandellas (1963), hitzig fast bis zur Hysterie, die The Who in ihrer kongenialen Coverversion (1966) dann tatsächlich erreichten. Wieder ein Jahr später sang David Bowie „In the Heat of the Morning“, mit Jazz-Arrangements, die damals schon retro waren: Wie herrlich altklug dieser Mann am Morgen seines Lebens klang! Auf seinem vorletzten Album, „The Next Day“ (2013), fand sich „Heat“, ein Song, der wie vor Hitze flirrende Luft klingt. Bowie singt dazu mit kühler Verzweiflung über das permanente Ende der Welt: „The night was always falling.“ Auch eine Sommervision.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.