Vivienne Westwood & Tostmann: Pariser aufdirndln

Catwalk. Die ­Tostmann-Dirndl auf großer Modebühne in Paris.
Catwalk. Die ­Tostmann-Dirndl auf großer Modebühne in Paris.(c) Beigestellt
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Vivienne Westwood und die Trachtenmanufaktur Tostmann machen gemeinsame Sache und setzen damit auch ein Statement gegen Fast Fashion.

U ganda, Fleur, Music, Naomi, Donatella, Riana. So heißen die Kleider der neuen Kollektion von Andreas ­Kronthaler for Vivienne Westwood. Hinter dem, was wie eine spontane Zusammenwürfelung von Ländern und Namen klingt, verbergen sich tatsächlich Kühe. Denn das Designer-Ehepaar Andreas Kronthaler und „Queen of Punk“ Vivienne Westwood hat sich von Österreich, der Heimat Kronthalers, inspirieren lassen. Bei einem Urlaub kamen die beiden auch in den Genuss, Kälber auf die Welt bringen zu dürfen. Nicht von ungefähr heißt eines davon jetzt Vivienne.

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Heimatverbunden. Der Österreich-Bezug ist jedoch vor allem in textiler Hinsicht erkennbar. Das Designer-Duo hat mit der Traditionstrachtenmanufaktur Tostmann zusammengearbeitet. Mit Gexi Tostmann und deren Tochter Anna, die mittlerweile die Geschäfte übernommen hat, verbindet sie seit 2010, als Westwood und ­Kronthaler mit dem Emilie Flöge Preis als „Botschafter der Tracht“ ausgezeichnet wurden, eine Freundschaft. Nun trug diese auch erstmals auf dem Laufsteg Früchte. „Die beiden waren bei uns im Stofflager und im Archiv und haben sich davon und von den Erfahrungen meiner Mutter inspirieren lassen“, so Anna Tostmann-Grosser. Die Chemie stimmte bei der Zusammenarbeit, alles wurde gemeinsam erarbeitet. „Sie sind sehr detailverliebt im positiven Sinne, aber haben uns freie Hand gelassen.“

Fünf Dirndl wurden für die Show, die während der Pariser Modewoche präsentiert wurde, in der Schneiderei im oberösterreichischen Seewalchen angefertigt. 60 Arbeitsstunden flossen in jedes der Einzelstücke, neben dem Westwood-Label findet sich auch jenes aus dem Hause Tostmann eingenäht. Die Tostmann x Westwood-Kollektion kommt auch in die Läden, allerdings nur in ganz kleiner Stückzahl, denn auch diese werden direkt bei Tostmann hergestellt.

Handarbeit. Auch das Tostmann-­Label findet man in den handgefertigten Dirndln.
Handarbeit. Auch das Tostmann-­Label findet man in den handgefertigten Dirndln. (c) Beigestellt

Impuls und Statement. Anna Tostmann-Grosser selbst konnte die Früchte der Arbeit in Paris bei der Show begutachten: „Es war sehr aufregend und alles ging unglaublich schnell. Und dann backstage unsere Dirndl in den Westwood-Kleidersäcken zu sehen, war zusätzlich ein Erlebnis.“ Sie selbst erschien natürlich im Dirndl und fiel damit wohl mehr auf als in der neuen ­Vetements-Kollektion. „Im Dirndl fühle ich mich sicher und trotzdem habe ich Komplimente bekommen“, so Tostmann-Grosser. Auf die fünf Modelle ist sie besonders stolz: „Es geht ja nicht um eine Ausstattung eines Trachtenvereins. Aber es ist auch nicht zu extrem, wenn man die Dirndl ohne die Accessoires anschaut, dann sind sie eigentlich sehr klassisch.“ Bei einer einmaligen Zusammenarbeit soll es nicht bleiben, vielmehr soll es sich um eine fortlaufende Kooperation handeln. „Es ist sicher ein Impuls für die Tracht, aber mehr noch ein Statement. ‚Kaufen Sie weniger, kaufen Sie mit Bedacht‘ hat Westwood selbst gesagt. Und das ist auch die Philosophie, die wir verfolgen.“

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