Verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden

Auf Malta sind Ehescheidungen verboten, in Irland selten, in Österreich häufig.

Endet die Liebe, folgt meist die Scheidung: In Österreich gingen so im Jahr 2009 die Beziehungen von 18.806Paaren auseinander. Im Schnitt waren sie 10,1 Jahre verheiratet, bevor sie die Scheidung einreichten. Die Scheidungsrate lag bei 46Prozent – so niedrig wie vor zehn Jahren. Die historische Höchstmarke hatte Österreich übrigens 2007 mit 49,5Prozent erreicht. Die meisten Ehen gehen übrigens in Wien in die Brüche (53,8Prozent), die wenigsten in Tirol (38Prozent). Interessante Details: Fast jedes neunte Paar trat erst nach der Silberhochzeit den Gang zum Scheidungsrichter an, und insgesamt zwölf Paare lösten ihre Ehe nach der goldenen Hochzeit auf.

Europaweit liegt Österreich mit 2,36Ehescheidung auf 1000Einwohnerim oberen Mittelfeld. Absoluter Scheidungsspitzenreiter ist die Ukraine mit 5,3Scheidungen auf 1000Einwohner (siehe Geschichte links), dicht gefolgt von Russland mit 5,0. Am wenigsten trennen sich Paare in Bosnien-Herzegowina (siehe oben) sowie in weiteren ex-jugoslawischen Staaten wie Mazedonien oder Montenegro. Auch in Italien legen Mann und Frau Wert aufs eheliche Zusammenbleiben (0,90Scheidungen auf 1000 Einwohner).

Annullierung als einziger Ausweg. Je mächtiger die Religion, desto niedriger die Scheidungsraten – das gilt neben Italien für Polen, Irland und für Malta. Wobei der kleine Inselstaat eine besondere Rolle einnimmt: Neben den Philippinen ist Malta das einzige Land der Welt, in dem das Sprichwort „Bis dass der Tod euch scheidet“ auch wirklich so gilt. Ehescheidung ist auf Malta verboten. Paare, die sich nichts mehr zu sagen haben, können sich dort lediglich trennen – und eine neue Familie ohne legale Grundlage gründen. Der einzige Ausweg aus einer missglückten Ehe bleibt die Annullierung durch die katholische Kirche (98Prozent der Malteser sind katholisch). Ein Antrag zur Legalisierung der Scheidung wurde kürzlich dem Parlament vorgelegt. Die Bischofskonferenz protestierte dagegen heftig und droht gar mit Exkommunikation. Noch heuer soll eine Abstimmung über eine Gesetzesänderung stattfinden.

In Irland war die Situation bis 1995 ähnlich wie auf Malta. Der erste Versuch, 1986 die Verfassung zu modernisieren und Scheidungen einzuführen, scheiterte aber. Und der zweite Anlauf im Jahr 1995 ging mit 50,28Prozent denkbar knapp aus. Populär wurde die Scheidung nach deren Einführung nicht: 0,80Scheidungen entfallen auf 1000Iren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.05.2011)

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