Die Stabilität wiederfinden

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Vorsorgen mit einem Mix aus Coaching, Training und wohltuenden Behandlungen. Wenn es ernst wird, braucht es aber die medizinische Erfahrung im Kurbetrieb.

Bei einem Standby-Lebenswandel und pausenlosen Einsatz ist das Ausbrennen fast programmiert. Immer mehr touristische Anbieter reagieren daher auf das Thema Burn-out – in Richtung Prävention, wie etwa die Heiltherme Bad Waltersdorf mit dem Styrian Spa, das sich seit Kurzem als Burn-out-Präventions-Kompetenzzentrum versteht. Dort werden Risikoanalyse, körperzentriertes Coaching und Trainingseinheiten mit Anwendungen aus der TSM (Traditionelle Steirische Medizin) verbunden.

Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern zwar verstärkt Präventionsmaßnahmen, trotzdem steigt Burn-out ständig. Von zehn auf 40 Prozent sei der Anteil der Betroffenen in den letzten Jahren gestiegen, stellt der ärztliche Leiter Thomas Platz in seiner „Reha Klinik für Seelische Gesundheit“ in Klagenfurt fest.

Ist der Punkt der Erschöpfung bereits erreicht, sind Hotels und Wellnessbetriebe, die Burn-out in wenigen Tagen behandeln wollen, mit Vorsicht zu genießen, warnt Lisa Tomaschek-Habrina, Leiterin des Burn-out-Vereins Ibos. „Als Prävention ja, aber als Behandlungsmethode sind solche Angebote keineswegs geeignet.“ Die gehöre ausschließlich in die Hand erfahrener Ärzte im Kurbetrieb, die ein diagnostiziertes Burn-out in mehrwöchiger Therapie betreuen. „Als würde ich in einer Garage ständig im Kreis fahren, ohne den Ausgang zu finden“, beschreiben Betroffene oft den Zustand. Die Kombination aus Körpertherapie, Einzel- und vor allem Gruppengesprächen zeigt die Ausfahrt. Ein Outdoorprogramm und auch Besuche im Kaffeehaus und im Shoppingcenter sollen wieder alltagsfit machen. Auch wenn Kureinrichtungen verstärkt auf das Thema zugehen, muss für die Bewilligung durch die PVA schon das letzte Stadium auf dem langen Weg der Erkrankung erreicht sein. Alles andere kostet. In Pirawarth startete man zuletzt ein Pilotprojekt mit der SVA, eine Dreiwochentherapie für Selbstständige.

Der ärztliche Direktor der Klinik Pirawarth, Andreas Winkler, formuliert plakativ: „Wer mit fünf Tellern in der Luft jongliert und den sechsten mit dem Fuß balancieren muss, wird nicht mehr lange stabil stehen können.“ Und was passiert nach Therapieende für langfristig festen Stand? In Pirawarth sind es Refresher-Kurse.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2012)

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