Die Verhuchisierung der deutschen Sprache

Verhuchisierung deutschen Sprache
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Vorsicht, ein Huch geht um! Dieser Ausruf des erstaunten Erschreckens oder erschrockenen Erstaunens erfreut sich derzeit einer Renaissance.

Vorsicht, ein Huch geht um! Dieser Ausruf des erstaunten Erschreckens oder erschrockenen Erstaunens, der lange Zeit aus dem kollektiven Wortschatz ganzer Generationen verschwunden war, erfreut sich derzeit einer Renaissance. Ob der Begriff gemeinsam mit deutschen Zuwanderern ins Land gekommen ist, lässt sich zwar vermuten, jedoch nicht schlüssig nachweisen. Doch Faktum ist, dass das Huch dem Ups den Rang als primären Erstaunenslaut abgelaufen hat. Sehr traurig, das. Nun muss man schon zugestehen, dass Britney Spears' zweites Album „Oops!... I did it again“ schon an die zwölf Jahre alt ist. Und es braucht niemanden zu verwundern, dass sich der popkulturell so stark aufgeladene Begriff nicht ewig als primäre Spontaninterjektion halten kann. Doch warum muss die Upsologie gerade durch eine Verhuchisierung der deutschen Sprache abgelöst werden?

Warum kann nicht stattdessen das Hoppla, von mir aus auch gern in der austrifizierten Form des Hoppala, zum bevorzugten Ausruf des Erschreckens werden? Warum kann nicht o Schreck eine Wiederaufnahme in die Konversation finden? Oder noch besser, das Sapperlot könnte aus dem sprachlichen Ausgedinge ausbrechen und wieder einen triumphalen Einzug in den aktiven Wortschatz feiern. Das t am Ende dieser schönen Entstellung des französischen sacre nom (heiliger Name) darf übrigens nicht verschluckt werden, so wie die Franzosen es etwa beim Merlot tun. (Italiener hätten damit kein Problem, sie schlucken bekanntlich nur den Wein, nicht aber das t am Ende.) Wobei sich hier die Frage stellt, was mit den vielen t passiert, die nun in den Mägen der Franzosen herumtreiben. Und was ein Franzose sagt, wenn die derart verschluckten harten Buchstaben irgendwann wieder aus dem Körper hinausdrängen. Vermutlich so etwas wie oups oder houp, vermutlich. Aber eines ist klar: Huch sagen sie auf jeden Fall nicht.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2012)

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